Österreich kaufte vor Embargo kräftig iranisches Öl

File photo of a view of a petrochemical complex in Assaluyeh seaport
File photo of a view of a petrochemical complex in Assaluyeh seaportREUTERS
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Mit Juli 2012 trat das EU-Embargo in Kraft. Eine mehrmonatige Übergangsfrist war für Krisenländer gedacht, die vom Öl aus dem Iran abhängig waren.

Österreich hat 2012 noch einmal kräftig bei iranischem Öl zugeschlagen. 2011 hatte man den Import eigentlich bereits eingestellt. Heuer war die wirtschaftliche Versuchung allerdings wohl zu groß, sagte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer für den Iran, Michael Friedl, am Mittwoch in Wien vor Journalisten. Seitdem am 1. Juli das EU-Embargo in Kraft getreten ist, sind iranische Ölimporte - zumindest vorläufig - Geschichte. Mittelfristig könnte das auch den Spritpreis in die Höhe treiben, so Friedl.

2010 hatte Österreich noch knapp 666.000 Tonnen mineralische Brennstoffe für über 280 Millionen Euro aus der islamischen Republik importiert. 2011 dann gar keines mehr. Heuer waren es zwischen Jänner und Mai wieder knapp 150.000 Tonnen. Das spülte dem Iran über 97 Millionen Euro in die Kassen, geht aus vorläufigen Zahlen der Statistik Austria hervor.

Die EU einigte sich bereits im Jänner auf das Embargo. Die Übergangsfrist bis Juli war ursprünglich für Krisenländer gedacht, die stark von iranischem Öl abhängig sind. Österreich gehört nicht dazu. Selbst im Rekordjahr 2010 lag der Anteil an iranischem Öl bei nur zwei Prozent. Der Spritpreis könnte mittelfristig dennoch steigen, so Friedl. Zuletzt war iranisches Öl am Weltmarkt wesentlich billiger als jenes der Konkurrenz.

2010 noch 600 Millionen Euro

Österreich verbindet mit dem Iran eine langjährige Handelsbeziehung. 2010 verbuchte das Handelsvolumen mit insgesamt über 660 Millionen Euro ein Rekordhoch. Im Vorjahr, als sich die Sanktionen gegen das Regime weiter verschärften und ein Embargo bereits im Raum stand, brach der Handel ein. Die heimischen Exporte in den Iran fielen um 15,7 Prozent, die Importe sogar um über 90 Prozent. Hauptverantwortlich dafür war das iranische Öl.

Die Sanktionen seien für die Menschen im Iran klar zu spüren, so Friedl weiter. Besonders nach der Wahl im Jahr 2009 habe sich die Lage verschärft. Das staatliche Budget sei zu 80 bis 90 Prozent vom Öl-Verkauf abhängig. Verschiedene Subventionen seien abgebaut worden. Neben Öl-Importen sind auch die Zentralbank ebenso wie große Handelsbanken sanktioniert. Auch vom internationalen Bankenkommunikationssystem Swift ist der Iran praktisch ausgeschlossen.

Hohe Inflation

Das hat auch die lokale Währung Rial unter Druck gesetzt. Die Inflation liegt offiziell bei 25 Prozent, inoffiziell bei 50 Prozent, so Friedl. Dafür sei neben den Sanktionen aber auch die Wirtschaftspolitik des Landes verantwortlich. Besonders Nahrungsmittel werden teurer, so Friedl. "Die Menschen am Land wissen vielleicht nicht viel über Politik. Aber sie wissen, wie viel das Brot und ein Huhn kostet".

(APA)

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