Eine Affäre mehr im Leben des Roland Koch

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Der jüngste Schmiergeldskandal beim deutschen Baukonzern Bilfinger Berger ist nur eine Affäre unter vielen. Konzernchef Roland Koch ist als ehemaliger CDU-Spitzenpolitiker für derartige Unwägbarkeiten gerüstet.

Berlin/Wien. Er wird die Affären nicht los: Roland Koch muss sich als Chef von Bilfinger Berger wieder mit Korruptionsvorwürfen herumschlagen. Schon als Ministerpräsident von Hessen überstand er einen handfesten Skandal: Im Zuge der CDU-Spendenaffäre wurden auch schwarze Kassen in Hessen bekannt, aus denen sein Wahlkampf von 1998 zum Teil finanziert wurde. Koch versprach einst eine „brutalstmögliche Aufklärung“. Doch bald stellte sich heraus, dass er selbst bei der Tarnung der Gelder mitgeholfen hatte. Der mächtige CDU-Politiker überstand die Turbulenzen und blieb im Amt.

Vor zwei Jahren kehrte er der Politik den Rücken. Keine sieben Monate nach seinem Ausscheiden wurde der 54-Jährige Vorstand beim Mannheimer Baukonzern, im Juli 2011 übernahm er den Vorsitz.

Seit Samstag muss Koch wieder einmal „brutalstmögliche Aufklärung“ versprechen. „Die Presse“ berichtete von einer Schmiergeldaffäre, die zwar ihren Ausgangspunkt vor Kochs Wechsel genommen hat, doch Koch ist es, der diese Affäre nun managen muss. „Presse“-Informationen zufolge ist die Schmiergeldaffäre konzernintern seit zwei Jahren bekannt. Damals stieß eine interne Revision auf „Verstöße gegen die Compliance-Richtlinien“, wie es in einem vertraulichen Schreiben heißt. Wie die Staatsanwaltschaft von der Affäre erfuhr? „Durch eine Indiskretion“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Landshut der „Presse“.

Mitte Oktober kam es zu Hausdurchsuchungen in Mannheim, Wien, Bratislava und Budapest. Es geht um den Verdacht der „Bestechung ausländischer Amtsträger“, sagte der Staatsanwalt. Mittlerweile hat der zweitgrößte Baukonzern Deutschlands mehrere Manager in den Urlaub geschickt. Darunter auch die Chefs der Niederlassungen in Wien und Ungarn.

Konkret soll bei Aufträgen für den Bau eines Teilstücks der Autobahn M6, für einen Auftrag beim Bau der U-Bahn in Budapest und bei Aufträgen in der Slowakei Bestechung bzw. versuchte Bestechung im Spiel gewesen sein.

Eine Affäre unter vielen

Konzernchef Koch musste sich übrigens schon bei seinem Wechsel zu Bilfinger Berger von der Linkspartei Verdächtigungen auf Korruption gefallen lassen. Bilfinger Berger hat einen Auftrag um 80 Millionen Euro für den Bau einer neuen Landebahn auf dem Frankfurter Flughafen erhalten, dessen größter Anteileigner das Land Hessen ist. Gefordert wird seitdem eine angemessene „Sperrfrist“ für ausscheidende Politiker: Erst danach sollen sie zu einem Unternehmen wechseln dürfen, mit dem sie in ihrem früheren Amt zu tun hatten.

Und kurz nach Kochs Start wurde bekannt, dass deutsche und amerikanische Staatsanwälte gegen Mitarbeiter der Tochterfirma in Nigeria ermitteln. Der Verdacht: Das Unternehmen soll systematisch Aufträge mit Bestechungsgeld erkauft haben. Dass nun die Projekte in Ungarn und der Slowakei ins Visier der Justiz geraten, ist ein weiterer Schlag fürs Renommee. Koch hat sich dazu noch nicht geäußert. Ein Konzernsprecher erklärte demütig, man werde mit der Justiz kooperieren. Nur die „brutalstmögliche Aufklärung“ hat er nicht in den Mund genommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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