Wegen schlechter Konjunktur: RBI erwartet mehr faule Kredite

(c) Die Presse (Fabian Hainzl)
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Durch die Schieflage von Unternehmen in Osteuropa müsse die Raiffeisen Bank International in den kommenden Monaten höhere Risikovorsorgen bilden. Anleger reagieren nervös auf den verhaltenen Ausblick des Instituts.

Wien/ag./red. Die Raiffeisen Bank International erwartet wegen der schlechten Wirtschaftsentwicklung in weiten Teilen Osteuropas eine Zunahme an faulen Krediten. Durch die Schieflage von Unternehmen in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei müsse das Finanzinstitut in den kommenden Monaten höhere Risikovorsorgen bilden, sagte Bankchef Herbert Stepic am Mittwoch.

Laut dem Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut WIIW stecken heuer acht osteuropäische Länder in einer Rezession. Raiffeisen erwartet erst für die zweite Jahreshälfte 2013 eine Besserung der Lage. Weil viele Firmen unter solchen Bedingungen in Zahlungsnöte geraten, müssen Banken höhere Vorsorgen für Problemkredite bilden, was die Gewinne schmälert. Bei der RBI sind derzeit zehn Prozent aller Kredite „faul“, können also möglicherweise nicht bedient werden. Trotz der Probleme wolle sich die RBI aber aus keinem ihrer Märkte zurückziehen, so Stepic.

Weniger Gewinn im Quartal

In den ersten neun Monaten des Jahres verdiente die RBI netto 842 Mio. Euro, 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings wurde der größte Teil davon schon zu Jahresbeginn erwirtschaftet, im dritten Quartal sank das Ergebnis im Jahresvergleich um 11,5  Prozent auf 141 Mio. Euro.

Die Aktionäre zeigten sich wenig begeistert, das RBI-Papier verlor bis zum Nachmittag fast fünf Prozent. Auch die Erste Bank, die für 2013 einen etwas optimistischeren Ausblick gegeben hatte, musste Federn lassen.

Besonders schwierig sei die Situation in Ungarn, sagte RBI-Risikochef Johann Strobl. Seit der Finanzkrise seien dort viele Unternehmen immer tiefer in den Abwärtssog geraten. In den kommenden Wochen verfolge die RBI aufmerksam die Verhandlungen der ungarischen Regierung über einen Schuldenerlass für die Kommunen. Es sei unklar, ob die Banken dabei mitmachen müssen. Die RBI ist bei ungarischen Gemeinden mit 750 Mio. Euro engagiert.

Daneben plagen die RBI Bankenabgaben in Österreich, Ungarn, der Slowakei und Slowenien. Diese dürften heuer auf 160 Mio. Euro steigen und 2013 mindestens 180 Mio. Euro betragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)

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