Wifo: Weltweites BIP-Plus von jährlich vier Prozent

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Wifo(c) EPA (FRANCK ROBICHON)
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Am langsamsten werden sich die 27 EU-Länder von der Krise erholen, eine Gefahr für das Wachstum sieht das Wifo in den europäischen Sparbemühungen.

Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) erwartet für die Jahre 2012 bis 2017 ein weltweites Wirtschaftswachstum von durchschnittlich vier Prozent jährlich. Damit würde die globale Ökonomie auf einen ähnlichen Expansionskurs wie 2002/07 einschwenken, damals wurden 4,3 Prozent BIP-Plus pro Jahr erreicht. Lediglich in der von Finanz- und Wirtschaftskrise geprägten Periode 2007/12 war das Wachstum mit im Schnitt 2,9 Prozent pro Jahr schwächer ausgefallen. Allerdings warnt das Wifo, dass in Europa die gleichzeitigen Sparbemühungen etlicher Länder negative Effekte auf das Wachstum insgesamt haben könnten.

Relativ am langsamstem von der Wirtschaftskrise erholen sich die 27 EU-Länder, die 2012/17 im Schnitt 1,4 Prozent BIP-Anstieg pro Jahr erreichen dürften, wie das Wifo am Mittwoch bekanntgab. Das Wifo warnt, dass das Mittelfrist-Wachstum Europas durch die Umsetzung des Fiskalpakts nachhaltig gedämpft werden könnte, "wenn versucht wird, das Ziel eines strukturellen Defizits von unter 0,5 Prozent des BIP rasch und mit radikalen Sparmaßnahmen zu erreichen (wie etwa in Spanien)".

Rückkoppelungseffekt

Immerhin 25 der 27 EU-Länder hätten 2012 konjunkturbereinigt ein Defizit von mehr als 0,5 Prozent des BIP aufgewiesen, der EU-Durchschnitt lag laut Wifo bei 2,7 Prozent. "Wenn alle diese Länder gleichzeitig ihre Konsolidierungsmaßnahmen intensivieren, werden einander die negativen Rückkoppelungseffekte verstärken", betont das Institut.

Die gravierendsten Probleme sieht das Wifo in den hohen Budgetdefiziten und dem anhaltenden Anstieg der Staatsschuldenquoten - aber auch in den gesamtwirtschaftlichen Folgen der Strategien zur Überwindung der Schuldenkrise. Etwa in der - laut Wifo - "dramatischen Zunahme der Arbeitslosigkeit". Die Sparpolitik und die sich vertiefende Euro-Krise hätten die Nachfrage von Firmen und Privathaushalten im Euro-Raum so sehr gedämpft, dass das BIP bereits 2012 um 0,3 Prozent geschrumpft sei. Zugleich sei die Arbeitslosenquote seit 2008 im Schnitt von 7,7 auf 11,4 Prozent und die Staatsschuldenquote von 67,8 auf 91,3 Prozent des BIP angestiegen.

USA mit 2,4 Prozent Plus

Der US-Wirtschaft, die die Auswirkungen der - eigentlich dort ausgelösten - weltweiten Finanzkrise ja vergleichsweise wenig zu spüren bekommen hat, dürften laut Wifo jetzt Wachstumsjahre mit im Schnitt 2,4 Prozent Plus bevorstehen. Japan dürfte sich mit einem Plus von 1,4 Prozent p.a. wieder aus der rezessiven Phase herausziehen können.

China bleibt die führende globale Wachstumsregion, obwohl sich die jährlichen BIP-Zuwächse nun im Schnitt auf 7,9 Prozent 2012/17 abschwächen dürften - nur wenig dahinter wird Indien mit plus 7,7 Prozent pro Jahr gesehen. Trotz der Finanzkrise war die Wirtschaft Chinas 2007/12 jährlich um 9,2 Prozent gewachsen, davor im Schnitt sogar um 11,6 Prozent pro Jahr.

Der Welthandel dürfte bis 2017 um 5,7 Prozent pro Jahr wachsen, nimmt das Wifo an. Die Exporte der USA dürften dabei mittelfristig stärker expandieren als ihre Importe. Für die Überschussländer Deutschland, Russland und die OPEC ergibt die Prognose einen umgekehrten Verlauf, also einen stärkeren Anstieg der Importe als der Exporte. "Die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen sollten sich daher mittelfristig verringern", schlussfolgert das Institut.

(APA)

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