Am Donnerstag waren die Schwedenbomben in den Niemetz-Geschäften schon am Vormittag ausverkauft. Die Stimmung in der Belegschaft sei indes super, alle stünden voll hinter dem insolventen Unternehmen.
Wien. „Nachschub gibt es erst um 14 Uhr“, verkündet die Verkäuferin einer Schar von Kunden, die sich im kleinen Niemetz-Laden am Wiener Rennweg drängen. Enttäuschte Gesichter, ist man doch extra gekommen, um mit dem Kauf einer Großpackung Schwedenbomben Solidarität zu bekunden. „Schwedenbomben sind eine schöne Kindheitserinnerung. Komisch, dass ich sie schon länger nicht mehr gekauft habe“, meint eine junge Frau. „Vielleicht müsste man was an der Verpackung ändern, im Supermarkt fallen sie einfach nicht auf.“ Der Facebook-Gruppe „Rettet die Niemetz-Schwedenbomben“ wolle sie auch noch beitreten.
Eine ältere, frisch ondulierte Dame fügt hinzu: „Eine eingesessene österreichische Firma muss man doch unterstützen.“ Und ein Bauarbeiter in oranger Arbeitskleidung merkt an: „Blöd halt, dass die Leute erst jetzt draufkommen, dass es Niemetz gibt.“ Er sei ein treuer Kunde. Jetzt gibt er sich mit einem Manja-Riegel zufrieden. „Es ist ein schönes Chaos hier“, sagt Renate Emler, eine der beiden Verkäuferinnen hinter dem Tresen. „Vorgestern hat es schon angefangen, seit gestern geht es richtig rund. Wir kommen mit dem Produzieren gar nicht mehr nach“, sagt sie, während sie einige weitere Kunden auf später vertröstet. „Reservieren geht leider nicht.“ Die Stimmung in der Belegschaft sei super, alle stünden voll hinter dem insolventen Unternehmen. Die Arbeiter wären auch bereit, Überstunden zu machen, um mehr zu produzieren. Dass den meisten der Jänner-Lohn noch nicht vollständig ausgezahlt wurde, scheint nicht so sehr ins Gewicht zu fallen.
30 Meter Warteschlangen
Auch beim Fabrikverkauf ums Eck in der Aspangerstraße sieht man das ähnlich. Auch dort gibt der Portier gerade die letzten Schachteln weg. „Wir müssen ja auch schauen, dass wir den Handel beliefern, die haben ja viel nachbestellt“, sagt er kopfschüttelnd, während die Gabelstapler mit Paletten voller Niemetz-Bomben vorbeifahren. „Gestern sind die Leute 30 Meter bis zur Straße angestanden, durchgehend von halb elf bis um fünf. Dann waren wir ausverkauft.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2013)