China wird weltgrößte Handelsmacht

China wird weltgroesste Handelsmacht
China wird weltgroesste Handelsmacht(c) REUTERS (BOBBY YIP)
  • Drucken

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg kaufte und verkaufte die Volksrepublik Waren in einem höheren Wert als die USA. Österreich profitiert davon noch wenig.

Wien/Auer. Mit Partys und Feuerwerk haben Chinesen weltweit den Beginn des neuen Jahres gefeiert. Glaubt man den Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg, wartet das „Jahr der Schlange“ gleich mit einem neuen Rekord für die Volksrepublik auf: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg überholt China die Vereinigten Staaten als weltgrößte Handelsnation.

Einem US-Handelsvolumen von 3,82 Billionen Dollar (2,86 Billionen Euro) setzt Peking Warenimporte und -exporte in der Höhe von 3,87 Billionen Dollar entgegen. Und das, obwohl die Wirtschaftsleistung des Landes nur die Hälfte der US-amerikanischen ausmacht.

Die steigende Macht des zentral geplanten Turbokapitalismus aus China markiert eine Zeitenwende an den Weltmärkten. Die Bedeutung regionaler Handelsblöcke schwindet. Die Abhängigkeit von China steigt. Deutschland wird zum Ende der Dekade doppelt so viel nach China exportieren als ins Nachbarland Frankreich, schätzt die US-Investmentfirma Goldman Sachs. Andere Länder in Europa würden eine ähnliche Entwicklung nehmen.

Österreich profitiert vom Aufstieg des asiatischen Handelsriesen noch kaum. In den ersten drei Quartalen 2012 exportierte das Land Waren im Wert von 2,3 Milliarden Euro in das Reich der Mitte. Das ist halb so viel wie etwa in die Schweiz geliefert wird. Auch Polen, Ungarn und Tschechien sind derzeit noch deutlich wichtigere Exportmärkte für Österreich. Umgekehrt zählt China nach Deutschland, Italien und der Schweiz bereits zum viertwichtigsten Lieferanten für Österreich.

Im Schnitt 10 Prozent Wachstum

Nach Jahrzehnten der wirtschaftlichen Isolation unter Mao Tse-tung begann das Land, einen stärkeren Fokus auf Handel und Investitionen zu legen. Mit Erfolg. Von 1978 bis 2012 lag das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in China bei knapp zehn Prozent. Heute verbraucht das Land die meiste Energie, kauft die meisten Autos und hält die größten Devisenreserven weltweit. Im Jahr 2009 stieg China zum weltgrößten Exporteur auf. Größter Importeur sind die USA.

Dieses Ungleichgewicht in der Handelsbilanz zwischen den beiden Ländern sorgt immer wieder für Spannungen. Der Vorwurf, dass China seine Exporte nur durch einen künstlich niedrigen Wert der Landeswährung Yuan anheize, kann Nicholas Lardy vom Peterson Institute for International Economics in Washington nicht nachvollziehen. Tatsächlich stiegen Chinas Importe seit 2007 deutlich schneller als die Exporte. Erst im Vormonat sind die Ausfuhren des Landes offiziell um 25 Prozent gestiegen, die Einfuhren um 28,8 Prozent. Ob man den Zahlen nun traut, oder sie – wie die Großbank UBS – anzweifelt, eines ist klar: Die Industrienationen werden nicht umhinkommen, den Handelsriesen stärker in die internationalen Organisationen einzubinden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.