Der ehemalige Bankchef wurde als "Dieb" bezeichnet. Die älteste Bank der Welt musste mit 3,9 Milliarden Euro Staatshilfe gerettet werden.
Der ehemalige Präsident von Italiens skandalerschütterter Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena, Giuseppe Mussari, ist am Freitag in Siena von einer Gruppe von Personen umringt worden, die ihn mit Münzen bewarfen und als "Dieb" bezeichneten. Mussari war dabei, mit seinen Verteidigern den Justizpalast von Siena zu einem Treffen mit den im Skandal ermittelnden Staatsanwälten zu betreten, als er von rund zehn Personen umringt wurden, die ihn angriffen.
Die Fahnder vermuten Korruption bei der Übernahme des kleineren Konkurrenten Antonveneta im Jahr 2007 und prüfen zudem eine Reihe von Derivate- und anderen Handelsgeschäften, die nach jüngsten Angaben von Monte Paschi zu Verlusten von 730 Millionen Euro führten.
3,9 Milliarden Euro Staatshilfe
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass diese Deals dazu dienten, die Bilanzen zu schönen und die Verluste aus dem neun Milliarden Euro schweren Zukauf zu verbergen, der als zu teuer kritisiert wurde und die älteste Bank der Welt in der Finanzkrise in die Bredouille brachte. Auch das aktuelle Management und die als Aufsicht fungierende Notenbank werfen der alten Führung vor, Details der Derivate-Geschäfte verschleiert zu haben. Die 540 Jahre alte Bank ist auf Staatshilfen von 3,9 Milliarden Euro angewiesen und ein heißes Thema im italienischen Wahlkampf.
Am Donnerstag war der frühere Chef der Finanzabteilung der Bank, Gianluca Baldassarri, in Mailand wegen Fluchtgefahr festgenommen worden. Es handelte sich um die erste Festnahme in der Affäre. Auch andere Ex-Manager der drittgrößten Bank des Landes sind im Visier der Behörden. Zu ihnen zählt der ehemalige Generaldirektor Antonio Vigni. Vergangene Woche hatten die Ermittler im Zuge ihrer Untersuchungen Gelder in Höhe von etwa 40 Millionen Euro beschlagnahmt.
(APA)
