Handel: Metro verschärft Sparprogramm

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Der börsenotierte deutsche Handelsriese leidet unter krisenbedingt gesunkener Kaufflaute und Billigkonkurrenz aus dem Internet. Trotz deutlich schrumpfenden Gewinns wird es aber auch für 2012 eine Dividende geben.

Düsseldorf/red./ag. Der börsenotierte deutsche Handelskonzern Metro leidet unter wachsender Billigkonkurrenz aus dem Internet und krisenbedingt gesunkener Kauflust in Südeuropa – und will deshalb sein laufendes Sparprogramm noch einmal verschärfen. „Wir stellen alle Kosten infrage, in der Verwaltung, den Landesgesellschaften, auf der Fläche und natürlich auch im Vorstand“, sagte Vorstandschef Olaf Koch in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Als Beispiel dafür nannte Koch, dass das Metro-Management in Europa prinzipiell nur noch in der Economy Class fliege und nicht mehr wie früher in der teureren Business Class.

Ein neues, weiteres Stellenabbauprogramm sei derzeit aber nicht geplant, sagte Koch. Der Konzern hat bereits 2009 ein Milliarden-Einsparungsprogramm namens Shape gestartet, in dessen Rahmen bisher weltweit 19.000 Jobs gestrichen worden sind. Einige Stellenstreichungen stehen im Rahmen des laufenden Programms noch an.

So hatte Koch etwa bei seinem Amtsantritt 2012 den Abbau von annähernd 800 Stellen in der Düsseldorfer Konzernzentrale angekündigt. Personalabbau ist auch bei der Supermarkttochter Real wahrscheinlich, die ihr osteuropäisches Ladennetz verkauft hat und ihr Deutschlandgeschäft umstrukturiert. In China schließlich will der deutsche Konzern seine Elektrotochter Media-Saturn wieder abziehen. Das gefährdet dort rund 1000 Jobs.
Ein Ziel hat der Metro-Chef an der Frankfurter Börse: Dort soll die Metro-Stammaktie ihren Weg zurück in den Topindex DAX finden. Das Papier war im vorigen Herbst wegen schlechter Performance aus dem Leitindex geflogen und notiert seither im Mittelstandsindex MDAX. Einen Zeitrahmen für den Wiederaufstieg nannte Koch nicht. Experten glauben allerdings nicht, dass das so bald geschehen wird.
Parallel zum Sparprogramm will Metro heftig investieren. Besonders in Serviceangebote im Metro-Großhandel. Teil dieser Offensive sind auch Preissenkungen bei den Elektroketten Saturn und Media Markt.

Der Konzern, zu dem unter anderem die Großhandelskette Metro, Media Markt, Saturn und Kaufhof gehören, hat 2012 mit einer Umsatzsteigerung um ein Prozent auf 66,7 Mrd. Euro abgeschlossen. Das operative Ergebnis dürfte allerdings von 2,4 auf zwei Mrd. Euro geschrumpft sein.
Trotz des Gewinnrückgangs wird es für 2012 wieder eine Dividende geben. Ein Aussetzen der Dividendenzahlung (die überwiegend dem Hauptaktionär Haniel zugutekommt) sei nur in Ausnahmesituationen denkbar. Und eine solche gebe es derzeit nicht.

Mitbegründer gestorben

Am Montag hat der größte deutsche Handelskonzern einen seiner Mitbegründer verloren: Otto Beisheim (89) wurde tot in seinem Haus in Rottach-Tegernsee in Bayern aufgefunden. Nach Angaben des Familienbüros der Otto-Beisheim-Gruppe war der betagte Unternehmensgründer, der an einer unheilbaren Krankheit litt, „wegen der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage“ freiwillig aus dem Leben geschieden. Beisheim hatte den Handel in Deutschland mit der Einführung des „Cash & Carry“-Konzepts im Jahr 1964 entscheidend mitgeprägt.

Er war langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Metro SB Großmärkte und später Verwaltungsratspräsident der Metro Holding AG. Sein Erbe wird an zwei gemeinnützige Stiftungen in München und in Baar (Schweiz) übergehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2013)

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