BRICS untergraben die Dollar-Dominanz

(c) EPA (GCIS / HANDOUT)
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Während die Welt auf Zypern starrt, ordnen die BRICS die Geldarchitektur neu. In Durban soll eine eigene BRICS-Entwicklungsbank gegründet werden.

Durban/Wien. Während die Aufmerksamkeit der Medien und der Märkte auf Zypern, die EU und den Euro gerichtet ist, wird im südafrikanischen Durban ohne großes Aufsehen die Weltwirtschaft neu geordnet. So haben China und Brasilien im Vorfeld des zweitägigen BRICS-Meetings in Durban (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) ein bilaterales Währungsabkommen geschlossen, dass Swaps in der Höhe von umgerechnet 30 Mrd. Dollar vorsieht. Das ist ein bisschen weniger als das jährliche Handelsvolumen zwischen den Volkswirtschaften, das bei rund 75 Mrd. Dollar liegt.

Vor allem China ist bekannt dafür, immer mehr Abkommen mit anderen aufstrebenden Ländern zu schließen – um den Yuan salonfähiger werden zu lassen. Zuletzt gab es ein Abkommen mit Südkorea. Und immer wird als Begründung angegeben, man wolle sich auf „Turbulenzen an den Märkten“ vorbereiten. Tatsächlich sind diese Abkommen aber vor allem eines: eine Abkehr vom Dollar, dessen Dominanz mit jedem neuen Abkommen ein wenig stärker wackelt. Denn wer die eigene Währung im internationalen Handel einsetzt, verzichtet auf die bisherige Welthandelswährung: den US-Dollar. Dass die BRICS nicht die Absicht haben, ihren Kurs wieder zu ändern, zeigen auch die weiteren Tagesordnungspunkte der Tagung. Die BRICS wollen einen Pool einrichten, in dem die Währungsreserven gebündelt werden. Dies kann man sogar als Schritt in Richtung einer zukünftigen Währungsunion werten.

Eigene Bank statt IWF

Ein anderes Projekt ist in der Umsetzungsphase: In Durban soll eine eigene Entwicklungsbank der BRICS-Staaten gegründet werden, die Aufgaben von Weltbank und IWF übernehmen soll. Dieser Schritt ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Bisher war immer davon die Rede, den BRICS beim Internationalen Währungsfonds IWF mehr Stimmrechte einzuräumen – und zwar auf Kosten der Europäer. Jetzt scheint es aber so, als würden Russland, China, Indien, Südafrika und Brasilien nicht länger auf Zugeständnisse aus dem „Westen“ warten wollen. Außerdem würde eine Umgestaltung des IWF auf Kosten der Europäer an der US-Dominanz in dem Fonds nichts ändern. So gesehen ist dieser Schritt auch eine Dollar-Absage: Ultimativ sind Weltbank und IWF dazu da, das Weltfinanzsytem auf Dollar-Basis zu stabilisieren und im Notfall rettend einzugreifen. Es sind Institutionen des längst gescheiterten Währungssystems von Bretton Woods, das 1944 ins Leben gerufen wurde.

Längerfristig betrachtet hat schon die Einführung des Euro der Dominanz des Dollar Schaden hinzugefügt. Dass die Europäer inzwischen mit dem ESM über einen eigenen, 700 Mrd. Euro schweren Währungsfonds verfügen, hat wiederum die Bedeutung des IWF beschnitten. Und dass der IWF die EZB zuletzt für ihre Geldpolitik kritisiert und Zinssenkungen sowie einen Weg in Richtung „monetärer Lockerungen“ (vulgo „Gelddrucken“) gefordert hat, ist auch ein Zeichen für Nervosität in der Dollar-Fraktion.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

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