„iBonds“ brechen Anleihenrekord

bdquoiBondsldquo brechen Anleihenrekord
bdquoiBondsldquo brechen Anleihenrekord(c) REUTERS (MIKE SEGAR)
  • Drucken

Apple holt sich trotz Milliardenvermögen Geld vom Kapitalmarkt, um Dividenden zu zahlen. Mit 17 Mrd. Dollar ist es die bisher größte Anleihenemission.

Wien/Reuters/Jaz. Ein wenig ist der einstige Glanz beim US-Elektronikkonzern Apple ja bereits ab. Doch zwei Regeln scheinen immer noch zu gelten: Wenn Apple etwas Neues auf den Markt wirft, dann gibt es erstens deutlich mehr Nachfrage als Angebot; und zweitens werden damit in der Regel Rekorde gebrochen. So war das am Dienstag auch bei der Emission der Apple-Anleihe, die inoffiziell bereits „iBond“ getauft wurde. Eine Nachfrage von über 50 Mrd. Dollar traf auf ein Anleihenangebot von lediglich 17 Mrd. Dollar (12,9 Mrd. Euro) – dennoch war auch dieser Wert immer noch groß genug, um für einen neuen Rekord zu sorgen: Die Apple-Anleihe ist die bisher größte Anleihenemission einer Nichtbank.

Apple holt sich somit erstmals seit Jahren Geld vom Kapitalmarkt. Bisher war der Elektronikkonzern komplett ohne Schulden. Damit soll die kürzlich veröffentlichte Ankündigung umgesetzt werden, den Aktionären 100 Mrd. Dollar bis zum Ende des Jahres 2015 in Form von Dividenden – den ersten seit 17 Jahren – oder Aktienrückkäufen (die zu einer Kurssteigerung der an der Börse verbleibenden Aktien führen) zukommen zu lassen. Vor allem mehrere große US-Fondsmanager haben diesen Schritt gefordert, da Apple auf Bargeldreserven in der Höhe von 145 Mrd. Dollar sitzt.

Verschulden ist billiger als Steuern zahlen

Doch warum muss sich ein Konzern, der 145 Mrd. Dollar auf der hohen Kante hat, überhaupt verschulden, um 100 Mrd. Dollar an seine Aktionäre auszuschütten? Die Antwort liegt im US-Steuerrecht. Apple hat nur 45 Mrd. seiner Bargeldbestände frei in den USA verfügbar. Der Rest liegt über den Globus verteilt. Würde der Konzern dieses Geld nun zurückholen, wären hohe Steuerabgaben fällig. Apple kommt es daher günstiger, Anleihen aufzunehmen und den Geldgebern Zinsen zu zahlen. Ein Grund für diese auf den ersten Blick kuriose Situation sind nicht zuletzt die niedrigen Zinsen in den USA. So liegt der US-Leitzins auf dem historischen Tiefstand von nahezu null Prozent.

Analysten rechnen daher damit, dass sich Apple den noch fehlenden Betrag auf die avisierte Summe von 100 Mrd. Dollar über weitere Anleihenemissionen holen wird. Dieses Vorgehen rechne sich, obwohl der US-Konzern von den Ratingagenturen bei der zuletzt erfolgten Einstufung (bisher war ein Rating für Apple ja nicht notwendig) nicht die Bestnote „AAA“ erhielt.

Apple betritt mit der Verschuldung und der Dividende an die Aktionäre Neuland. Denn der 2011 verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs hat sich jahrelang beharrlich geweigert, Geld an die Aktionäre auszuschütten. Dieses sollte im Unternehmen verbleiben und die Entwicklung neuer Technologien finanzieren oder zur Übernahme von Konkurrenten bereitstehen. Und da Apple seit der Mitte der Nullerjahre unter der Führung von Jobs vor allem im Handybereich die margenträchtige Technologie- und Marketingführerschaft einnehmen konnte, waren die Aktionäre auch mit den stetigen Kurssteigerungen zufrieden.

Doch seit dem Tod von Jobs hat sich die Situation für Apple geändert. So sind seither nicht nur bahnbrechende Innovationen ausgeblieben, vielmehr hat die zuvor im technologischen Schlaf überrumpelte Konkurrenz sogar ihren Rückstand weitgehend aufgeholt. Apple verzeichnet zwar immer noch die höchsten Margen, hat aber seine definitive Alleinstellung auf dem Handymarkt eindeutig verloren.

Apple-Aktie legt wieder zu

Daher musste der Konzern in der Vorwoche bei der Präsentation der Zahlen des ersten Quartals erstmals einen Rückgang beim Gewinn um satte 18 Prozent auf immer noch 9,5 Mrd. Dollar vermelden. Auch die Rohertragsmarge stürzte um zehn Prozentpunkte auf „nur“ noch 37,5 Prozent ab. Da auch die Aktie seit ihrem Höchststand von über 700 Dollar zeitweise sogar auf unter 400 Dollar gefallen war, machten die Investoren verstärkt Druck, ihren Anteil an den Bargeldbeständen zu fordern. Das Nachgeben von Apple in dieser Frage sorgte an der Börse bereits für Freude – der Kurs stieg in den vergangenen Tagen wieder um rund zehn Prozent auf knapp 450 Dollar je Aktie.

Auf einen Blick

Apple holte sich am Dienstag über eine Anleihenemission 17 Mrd. Dollar (12,9 Mrd. Euro) vom Kapitalmarkt. Das Geld soll verwendet werden, um die angekündigte Auszahlung von 100 Mrd. Dollar bis Ende 2015 an die Aktionäre wahrzumachen. Apple sitzt auf Bargeldbeständen von 145 Mrd. Dollar. Da diese jedoch großteils außerhalb den USA lagern, war es für Apple aus steuerlichen Gründen günstiger, Geld aufzunehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Apple
International

Investoren stürzen sich auf Apple-Anleihen

Mit den "i-Bonds" konnte Apple auf einen Schlag 17 Milliarden US-Dollar einnehmen. Nachfrage gab es nach 50 Milliarden Dollar.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.