Argentinien: Schwarzmarkt für US-Dollar boomt

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Die Argentinier flüchten aus dem fallenden Peso und zahlen am Schwarzmarkt schon den doppelten Preis für sogenannte "Messi-Dollar".

Buenos Aires/Bloomberg/Jil. Die Argentinier wollen Dollars. Viele Dollars. Manche wollen die US-Währung so unbedingt, dass sie auf dem Schwarzmarkt sogar einen 90-prozentigen Aufschlag zur offiziellen Umtauschrate zahlen. Mit den illegalen Käufen versuchen sie den Währungskontrollen von Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner und der aktuellen Inflation von 24 Prozent zu entgehen.

Die Banken haben reagiert und die Zinsen erhöht. Wer mehr als eine Million Pesos (rund 150.000 Euro) für 30 Tage anlegt, bekommt dafür 15,69 Prozent. So wollen Banken Sparer zurückgewinnen. Viele hatten für den Gang auf den Schwarzmarkt Geld abgehoben. Ende vergangener Woche wurden für einen US-Dollar auf dem Schwarzmarkt 9,98 Pesos gezahlt. Dieses Wechselkursniveau bezeichnen Händler als den "Messi-Dollar“. Namenspate ist der argentinische Weltfußballer Lionel Messi, der mit der Nummer zehn aufläuft.

„Es gibt aber keinen Grund, warum das bei diesem so genannten Messi-Dollar aufhören sollte“, sagt Volkswirt Fausto Spotorno vom Analysehaus Orlando Ferreres & Asociados. „Die Regierung geht mit dem Dollar genauso um wie mit der Inflation. Sie hofft, dass das Problem von allein verschwindet, wenn man nicht darüber redet. Aber das Gegenteil ist der Fall, es wird schlimmer.“

Fast 16 Prozent Zinsen

Um der Kapitalflucht Einhalt zu gebieten, hatte Kirchner im Juli 2012 allen Argentiniern den Kauf von Dollar verboten – es sei denn, jemand geht auf Reisen. Am 18. März wurde zudem die Steuer auf Einkäufe im Ausland mit Kreditkarten von zuvor 15 auf nun 20 Prozent nach oben geschraubt. Die Regelung gilt auch beim Bezahlen mit Debit-Karten, welche den österreichischen Bankomatkarten entsprechen. Vor diesem Hintergrund gehen viele Einwohner des Landes auf den Schwarzmarkt.

Eine andere Möglichkeit ist ein sogenannter Blue-Chip-Swap. Dabei handelt es sich um einen legalen Prozess, bei dem Investoren zunächst im Inland Wertpapiere erwerben und diese dann im Anschluss in den USA wieder abstoßen. Aber auch die offizielle Peso-Dollar-Umtauschrate ist um 15 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten hochgeschnellt (auf rund fünf Pesos pro Dollar.) Die parallel existierenden Wechselkurse werden wohl noch weiter ansteigen, weil die Regierung signalisiert hat, dass sie im Kampf gegen einen schwachen Peso weiter auf Kapitalkontrollen setzen wird – statt das Problem der Inflation anzugehen.

Die 15,69 Prozent Zinsen, die Banken derzeit für Einlagen über einen Monat zahlen, entsprechen nur etwa der Hälfte der Inflationserwartungen. Das zeigt eine Umfrage der Universität Torcuato Di Tella. Demnach glauben die Argentinier, dass die Preise im Verlauf des nächsten Jahres um 30 Prozent anziehen werden. Die von der Regierung offiziell für April verkündete jährliche Inflationsrate liegt indes bei 10,6 Prozent.

Ein Umdenken ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: „Die Regierung hat Geldpolitik als ein Mittel gegen die Inflation abgelehnt, weil sie um jeden Preis eine weitere Abkühlung der wirtschaftlichen Aktivität vermeiden will“, schrieb Ex-Wirtschaftsminister Domingo Cavallo Ende vergangener Woche in seinem Blog. Laut Regierung wächst die Wirtschaft des Landes sogar. Das gehe auf mehr staatliche Ausgaben und Programme, die den Konsum fördern sollen, zurück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2013)

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