Unruhen in der Türkei: Börse reagiert mit Kurssturz

Unruhen in der Türkei: Börse reagiert mit Kurssturz
Unruhen in der Türkei: Börse reagiert mit Kurssturz(c) REUTERS (OSMAN ORSAL)
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Die anhaltenden Proteste gegen die Regierung in Ankara haben Türkei-Anleger offenbar tief verunsichert und schicken die Aktienkurse in Istanbul in den Keller. Auch Staatsanleihen sacken deutlich ab.

Istanbul/red/Reuters. Die seit Tagen anhaltenden Massenproteste gegen die Regierung haben Türkei-Anleger offenbar tief verunsichert. Sie warfen am Montag türkische Aktien und Anleihen in großem Stil auf den Markt. Es bestehe das Risiko, dass die Unruhen anhalten und die Gewalt zunimmt, sagte Timothy Ash, Chef der Schwellenländer-Analyseabteilung bei der Standard-Bank. Er gehe davon aus, dass die türkische Zentralbank nun aktiv wird, um die Anleger zu beruhigen.

Angesichts der Krawalle brach der Leitindex der Istanbuler Börse um bis zu 8,1 Prozent ein und markierte mit 79.047,74 Punkten den tiefsten Stand seit Anfang März. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008.

Auf dem Rentenmarkt fiel der Kurs der richtungsweisenden zweijährigen Bonds auf ein 18-Monats-Tief von 97 Punkten. Im Gegenzug stieg die Rendite auf bis zu 6,67 Prozent von 6,05 Prozent am Freitag. Die Rendite der zehnjährigen Staatspapiere erhöhte sich in der Spitze auf 7,1 von 6,77 Prozent.

Auch die Währung knickt ein

Auch die türkische Währung ging auf Talfahrt. Ein Dollar war mit 1,9005 Lira zeitweise so teuer wie zuletzt im Dezember 2011. Der Euro markierte mit 2,4726 Lira ebenfalls ein Eineinhalb-Jahres-Hoch.

Die Nervosität der Anleger ließ sich außerdem auf dem Markt für Credit Default Swaps (CDS), mit denen Anleihen gegen die Pleite des Emittenten versichert werden, ablesen. So verteuerte sich die Absicherung eines zehn Mio. Dollar schweren Pakets türkischer Staatsanleihen gegen Zahlungsausfall um 12.000 auf 143.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Dies sei der höchste Stand seit zwei Monaten.

Seit etwa einer Woche protestieren in den türkischen Großstädten immer mehr Menschen gegen die Regierung des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Sie werfen ihm einen autoritären Führungsstil vor und fordern seinen Rücktritt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2013)

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