EZB: Bankenrettung ohne Steuerzahler möglich

Bankenrettung ohne Steuerzahler moeglich
Bankenrettung ohne Steuerzahler moeglich(c) APA (Georg Hochmuth)
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Der EZB-Chefökonom Peter Praet ist zuversichtlich, dass die Banken wieder stark genug sind, um sich komplett selbst zu rekapitalisieren.

Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, ist zuversichtlich, dass die europäischen Banken ohne Hilfe der Steuerzahler gerettet werden können. "Mein erster Eindruck ist, dass der Rekapitalisierungsbedarf überall vom Privatsektor gestemmt werden kann", sagt er im "Handelsblatt"-Interview. Den genauen Kapitalbedarf werde die EZB aber erst frühestens in einem Jahr kennen, meint der Belgier. Denn erst dann würden die Überprüfungen der Bankbilanzen und die Stresstests abgeschlossen sein. Der Hintergrund: Im zweiten Halbjahr 2014 übernimmt die EZB die Aufsicht über die europäischen Banken.

Ziel ist es, mögliche Kapitallücken noch vor dem Start der europäischen Bankenunion zu schließen. Praet warnt vor einer "möglichen Überlastung" der EZB. Die Eurozone sei mit zu wenig handlungsfähigen Institutionen gegründet worden, bemängelt er. "Dafür zahlen wir jetzt den Preis."

EZB holt sich externe Berater

Die EZB wird daher bei der Prüfung der 140 größten Banken in der Eurozone wohl auf externe Berater zurückgreifen, wie kürzlich bekannt wurde. Für die eingehende Bilanzprüfung, die Anfang 2014 der Übernahme der Aufsicht über die Institute durch die EZB vorangehen wird, sollen für jedes einzelne der 17 Länder Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen angeheuert werden. Die Firmen sollen ihre Ergebnisse an einen zentralen Projektmanager in Frankfurt melden.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass sich die Aufsichtsbehörden externer Hilfe bedienen. So hatte die US-Fondsgesellschaft BlackRock Stresstests in Irland und Zypern ausgeführt, Oliver Wyman in Spanien. Der Allianz-Vermögensverwalter Pimco hatte die Bilanzen zyprischer Banken durchleuchtet. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin bedient sich bei Sonderprüfungen häufig der großen Wirtschaftsprüfungsfirmen wie PwC, KPMG oder Ernst & Young.

Praet verteidigt Niedrigzins-Politik

Die Ankündigung der EZB, die Zinsen auf einen "ausgedehnten Zeitraum" niedrig zu halten oder sogar zu senken, verteidigt Praet, der von einem "starken Signal" spricht. Die Inflationsentwicklung wird nach seinen Worten darüber entscheiden, wie lange die EZB bei ihrer Niedrigzinspolitik bleibt. "Der Zeitraum ist an unsere Einschätzung gebunden, dass die Inflationsentwicklung verhalten bleibt."

EZB-Chef Mario Draghi hatte vergangene Woche erklärt, die EZB gehe davon aus, "dass der Leitzins für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen oder auch einem niedrigeren Niveau" bleiben werde. Am Finanzmarkt wird seitdem auf eine weitere Zinssenkung bis zum Jahresende spekuliert.

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