Strom: EnBW will aus EVN aussteigen

Strom EnBW will aussteigen
Strom EnBW will aussteigen(c) Presse Fabry
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Der deutsche Energiekonzern EnBW braucht dringend Geld und will seinen Drittelanteil an der niederösterreichischen EVN abstoßen. Interessenten gibt es schon.

Wien. Die Ausgangslage ist die: Deutschlands drittgrößtem Energieunternehmen, EnBW, geht es wirtschaftlich nicht so rosig. Vor allem der Atomausstieg Deutschlands macht dem Konzern zu schaffen. Die gesunkenen Strompreise tun ein Übriges.

Mitte Juni wurde also die Marschrichtung offiziell bekannt gegeben: EnBW will sieben Mrd. Euro in den Umbau des Konzerns stecken – ein Gutteil in den Ausbau der Windenergie. Und ein wesentlicher Beitrag zu dieser enormen Summe soll durch den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen hereinkommen. Welche Beteiligungen veräußert werden sollen, wurde freilich nicht mitgeteilt. Auch ein Anruf der „Presse“ beim Konzernpressesprecher brachte da nichts Erhellendes: Über Beteiligungsverkäufe werde erst dann kommuniziert werden, hieß es, wenn es so weit sei.

Es bleibt also spannend – auch für Österreich. Denn EnBW ist seit dem Jahr 2002 am niederösterreichischen Versorger EVN beteiligt. Über die Jahre wurden sukzessive Anteile erworben, derzeit halten die Deutschen 32,5Prozent der EVN-Anteile. Sie sind damit zweitgrößter EVN-Aktionär nach dem Land Niederösterreich, das 51Prozent der Anteile hält.

Termin bei Erwin Pröll

Und – auch wenn EnBW zu der Angelegenheit keinen Kommentar abgeben will: Das EVN-Aktienpaket der Deutschen steht definitiv zur Disposition. Vor den niederösterreichischen Landtagswahlen am 3.März 2013 gab es deswegen sogar einen Termin bei Landeshauptmann Erwin Pröll – bei dem die EnBW-Vertreter allerdings nicht allzu freundlich empfangen wurden. Macht nichts: Sie waren ohnehin gut vorbereitet. Mit einem Rechtsgutachten nämlich. Und dieses besagt, dass sie ihren EVN-Anteil problemlos verkaufen dürfen – auch ohne Sanktus der niederösterreichischen Landespolitik und der EVN.

Das hat sich offenbar herumgesprochen. Denn prompt hat der EnBW-Generalbevollmächtigte für Finanzen, Ingo Voigt, vor Kurzem Besuch aus Österreich erhalten. Die Investorin Isabella de Krassny wurde vorstellig, um Interesse an dem EVN-Aktienpaket zu bekunden. Sie habe einige Investoren mit im Boot, erzählte sie – und nannte dabei den früheren Bank-Austria-Chef Erich Hampel sowie Rechtsanwalt Wolfgang Hofer. Beide sind Vorstände der B&C-Privatstiftung. Diese wiederum will „österreichisches Unternehmertum über die Beteiligung an namhaften und erfolgreichen österreichischen Unternehmen“ fördern. Die B&C-Gruppe hält derzeit Beteiligungen am Faserkonzern Lenzing, am Gummikonzern Semperit sowie an der Amag Austria Metall AG.

Wie die Strategie in puncto EVN aussähe, war nicht in Erfahrung zu bringen: Sowohl Stiftungsvorstand Hofer als auch Investorin de Krassny (die zuletzt Schlagzeilen wegen ihres Engagements bei der nunmehr insolventen deutschen Baumarktkette Praktiker gemacht hatte) waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

EnBWs Unglück mit der EVN

In der Energiebranche wird jedenfalls gerätselt: wieso das Interesse an den EVN-Aktien, für die immerhin neun bis zehn Euro angeboten werden? Tatsache ist ja, dass EnBW mit dem Engagement in Niederösterreich nie sonderlich glücklich war: Laut EVN-Statuten haben die Deutschen trotz eines über 30-prozentigen Anteils strategisch nichts mitzureden. Schon vor drei Jahren wollten die Deutschen also ihre EVN-Anteile verkaufen. Doch der Versuch misslang wegen der hohen Preisvorstellungen der EnBW.

Jetzt also Versuch Numero zwei. Der Aktienkurs ist jetzt mit rund 9,80 Euro weit niedriger als seinerzeit. Aber was bezwecken die Interessenten? Geht es nur darum, Geld zu machen? Oder liegt doch ein strategisches Kalkül hinter dem gewünschten Erwerb? Branchenkenner weisen darauf hin, dass sich auch die französische EdF aus Österreich verabschieden möchte: EdF hält derzeit 25Prozent an der Energie Steiermark AG. Gibt es da einen Konnex?

EnBW kann's egal sein, solange der Preis stimmt. Ein Verkauf soll noch heuer über die Bühne gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2013)

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