Studie: Wie aus Schulschwänzern Unternehmer werden

Clemens Fabry
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Wer später ein Unternehmen gründete, verhielt sich in der Jugend oft "antisozial". Zu diesem Ergebnis kommt eine schwedische Langzeitstudie.

Sind Unternehmer eine besonders eigennützige Spezies? Diesen Fragen sind Psy­chologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit Kollegen der Universität Stockholm nachgegangen. Grundlage für die Langzeitstudie waren Daten aus der schwedischen Stadt Örebro, die rund 100.000 Einwohner hat. Alle Sechstklässler eines Jahrgangs - also rund tausend Kinder - wurden von den Forschern 40 Jahre lang begleitet. Interessant war für die Wissenschaftler vor allem die moralischen Einstellungen und die Häufigkeit der Regelverstöße und Gesetzesbrüche.

Die Universität Jena bezeichnet die Ergebnisse, die im "Journal of Vocational Behaviour" veröffentlicht wurden, als "verblüffend": Spätere Unternehmensgründer - vor allem die Männer unter ihnen - hatten in ihrer Jugend eine deutlich höhere Tendenz zu sogenanntem "antisozialem Verhalten": Sie schwänzten die Schule, hielten sich nicht an die Verbote der Eltern oder schummelten bei Prüfungen. Als Teenager griffen sie eher zu Drogen als spätere Angestellte - und so mancher zukünftige Unternehmer ließ in Geschäften etwas mitgehen.

Mut zum Risiko

Allerdings: Die frühen antisozialen Tendenzen haben sich vor allem auf "geringere Vergehen" beschränkt. Kriminelle Karrieren schlugen die späteren Unternehmensgründer nicht häufiger ein als andere Jugendliche. Sobald sie im Berufsleben standen, unterschied sich ihr soziales Verhalten kaum mehr von jenem der Nicht-Gründer.

Studienautor Martin Obschonka sieht das Vorurteil, Unternehmer seien antisozial und nur auf ihren eigenen Nutzen bedacht, durch die Ergebnisse nicht bestätigt. Allerdings müssen Gründer oft viel riskieren, es gebe daher eine "Nähe zu Nonkonformismus". Dieser Mut zum Risiko könnte seine Entwicklungsvorläufer im regelwidrigen Verhalten in der Jugend haben, mutmaßt der Experte.

Ergebnisse auf andere Länder übertragbar

Jeder fünfte Mann und acht Prozent der Frauen haben im Untersuchungszeitraum Erfahrungen als Unternehmer gesammelt. Das decke sich mit anderen Untersuchungen. Obschonka hält die Ergebnisse auch auf Länder wie Deutschland übertragbar, da sich das Unternehmertum dort kaum unterscheide.

(Red./APA/sda/dpa)

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