Konjunktur: Erste Lebenszeichen aus Osteuropa

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Polen ist wieder auf Wachstumskurs, Ungarn und Tschechien haben die Rezession dank boomender Exporte hinter sich. Aber der Aufschwung ist fragil.

Wien. Erstmals seit Langem gibt es wieder gute Nachrichten aus Osteuropa: Nach nur wenigen Monaten in der Rezession ist Polen wieder auf dem Weg zu einem robusten Aufschwung. Grund dafür ist v. a. die starke Nachfrage nach polnischen Bussen in Deutschland und dem Rest der Eurozone. Die beiden größten Hersteller MAN Truck & Bus Polska und Solaris Bus & Coach mussten bereits Dutzende neue Mitarbeiter einstellen, um alle Auftrage zu bewältigen. Volvo verlagert gleich seine gesamte Busproduktion nach Polen. In den ersten sechs Monaten des Jahres stiegen die polnischen Exporte um sechs Prozent.

Und Polen ist nur die Speerspitze dieser Entwicklung. In der ganzen Region finden sich Volkswirtschaften, die von der Erholung in der Eurozone wieder zum Leben erweckt werden. Die Stimmung der Investoren in Mittelosteuropa hellt sich wieder auf, so eine Umfrage der Oesterreichischen Kontrollbank. Vor allem Staaten, die Autos, Möbel und Elektronikartikel in die EU verkaufen, haben wieder bessere Aussichten.

China drängt nach Osteuropa

So wuchs Tschechiens Volkswirtschaft im zweiten Quartal des Jahres um 0,7 Prozent. Der erste Aufschwung in einer nun schon 18 Monate dauernden Rezession, der längsten seit der Trennung von der Slowakei 1993. Auch Ungarn zeigte zuletzt bereits das zweite Quartal in Folge leichtes Wachstum. Treiber waren vor allem die jüngsten Investitionen von Autoherstellern wie Mercedes-Benz und Audi.

Nicht nur westeuropäische Firmen entdecken Osteuropa wieder für sich. Auch China streckt seit einigen Monaten seine Fühler in Richtung der mittelosteuropäischen Länder aus. Lockt die Region doch immer noch mit niedrigen Steuern, gut ausgebildeten Arbeitskräften, niedrigen Löhnen und Zugang zum EU-Binnenmarkt.

Während Investitionen aus der Volksrepublik in Westeuropa oft auf Gegenwehr stoßen, kann sich das Osteuropa nicht wirklich leisten. Denn der jüngste Aufschwung ist fragil. Bricht die Nachfrage aus dem Westen weg, haben die Länder wenig in der Hand, um das Wachstum aufrechtzuerhalten. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, entsprechend niedrig ist die Kaufkraft der Bevölkerung. Und für staatliche Impulse fehlt den meisten Regierungen schlichtweg das Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2013)

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