Mehr Problemkredite bei Raiffeisen

Mehr Problemkredite Raiffeisen
Mehr Problemkredite Raiffeisen(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Die Raiffeisen Bank International hat nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Sonntag die Vorsorgen für faule Kredite auf 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro erhöht.

Wien. Bei Raiffeisen kommt es vor, dass negative Botschaften unter anderem am Sonntagabend verkündet werden. Am Sonntag um 20.10 Uhr ließ die Austria Presse Agentur (APA) mit einer „Alarm“-Meldung aufhorchen. Das bedeutet, dass etwas Wichtiges passiert ist. Im konkreten Fall ging es um die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI), das Aushängeschild der österreichischen Raiffeisenbanken.

Diese gab bekannt, dass man heuer um bis zu 20 Prozent mehr Vorsorgen für Problemkredite bilden werde, als noch vor drei Wochen angenommen. Konkret sollen die Vorsorgen statt einer Milliarde Euro auf 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro steigen.

Diese Botschaft ist auch eine indirekte Gewinnwarnung. Denn je mehr Risikovorsorgen eine Bank bildet, umso weniger bleibt im Regelfall als Gewinn übrig. Doch warum wird das ausgerechnet am Sonntagabend beschlossen? Bei der RBI müssen alle Tochterbanken einmal im Monat die Höhe der Kreditausfälle melden. Die Nachrichten sind am vergangenen Freitag relativ spät in der Wiener Zentrale eingelangt. Daher entschied RBI-Chef Karl Sevelda kurzfristig, am Sonntag eine außerordentliche Vorstandssitzung einzuberufen.

Stresstest bei Slowenien-Tochter

Bei Raiffeisen wird verneint, dass ein größerer Kreditkunde zahlungsunfähig geworden ist. Es habe aber mehrere kleinere Kreditausfälle in verschiedenen Ländern– wie in China, Bulgarien, Österreich, Slowenien und Albanien– gegeben, heißt es.

In Slowenien erhöhte Raiffeisen die Vorsorgen, weil sich dort die zehn größten Banken des Landes bis Ende November einem Stresstest unterziehen müssen. Das wurde in der Vorwoche von den EU beschlossen. Slowenien steckt in einer schweren Krise. Seit Längerem wird darüber spekuliert, ob Österreichs südliches Nachbarland unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss.

Bei der Albanien-Tochter von Raiffeisen stiegen die Kreditvorsorgen im Zuge einer Bilanzumstellung. Und in China hat die Bank schon im Vorjahr nach einem Betrugsfall einen zweistelligen Millionenbetrag rückgestellt.

Welche Auswirkungen die jüngsten Ereignisse auf das Jahresergebnis haben werden, lässt sich noch nicht sagen. Doch bereits im ersten Halbjahr 2013 ging bei der RBI der Gewinn um 60,5 Prozent auf 277 Millionen Euro zurück.

Infolge der schlechten Nachricht verlor die Raiffeisen-Aktie am Montagfrüh 4,7 Prozent an Wert. Am Nachmittag lag sie mit 3,5 Prozent im Minus. Die Berenberg-Bank empfahl Anlegern, die Aktie zu verkaufen.

Wie viel Geld braucht Raiffeisen?

Seit Jahresbeginn verbilligte sich die RBI-Aktie von 32,7 Euro auf 24,5 Euro. Sie ist damit das zweitschlechteste Wertpapier im Eurostoxx Banks Index, der die größten europäischen Banken umfasst. Nur die spanische Bankia schnitt noch schlechter ab.

Der Nachrichtenagentur Bloomberg lag am Montag eine Analyse von JP Morgan vor. Demnach braucht die Raiffeisen Bank International (RBI) bis zu zwei Milliarden Euro, um bis zum Jahr 2015 auf eine Kernkapitalquote von zehn Prozent zu kommen.

RBI-Chef Sevelda will nun den Sparkurs verschärfen. Dazu werden alle Bereiche der Bank auf den Prüfstand gestellt. Im Oktober will Sevelda die Höhe der Einsparungen bekannt gegeben. Er kündigte aber bereits im August an, dass „schmerzliche Einschnitte“ zu erwarten seien. Auch Kündigungen seien nicht auszuschließen.

Als einzige österreichische Großbank hat die RBI noch immer keinen Plan für die Rückzahlung der Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro bekannt gegeben. Die Erste Bank hat schon alle Schulden beim Staat getilgt.

Seit Längerem gibt es bei Raiffeisen Überlegungen, sich Geld von der Börse zu holen. Doch das ist angesichts des niedrigen Aktienkurses schwierig. Erste Bank und Bank Austria erklärten am Montag auf Anfrage, dass von ihnen keine negativen Meldungen wie bei der RBI zu erwarten seien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2013)

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