Börsengänge: Ein Wolkenkratzer an der Börse

Kann man bald an der Börse kaufen: Anteile am Empire State Building.
Kann man bald an der Börse kaufen: Anteile am Empire State Building.(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Andreas Pranter)
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In New York kann man bald Anteile am Empire State Building kaufen. Auch Europa erwartet laut der zweitältesten Bank der Welt eine ganze Reihe an Börsengängen.

Wien/nEw York/Ag. Das Hickhack um das Empire State Building scheint nach zwei Jahren ein Ende zu finden: Der Immobilienfonds Empire State Realty Trust plant, einen Teil der Aktien an der Börse zu platzieren. Wie aus der entsprechenden Mitteilung an die Börsenaufsicht vom Donnerstag hervorgeht, sollen 71,5 Millionen Aktien zu einem Stückpreis von 13 bis 15 Dollar angeboten werden.
Das Volumen des IPO könnte sich auf bis zu 1,07 Milliarden Dollar belaufen und wäre damit einer der drei größten im Immobiliensektor. Die Preisfestsetzung werde für den ersten Oktober erwartet, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Der Börsengang wird von der Bank of America und Goldman Sachs organisiert, die nun auf Werbefeldzug für den Aktienverkauf gehen.

„Pflänzchen Kapitalmarkt“

Auch den Aktienmärkten Europas steht in den kommenden zwei Jahren nach Ansicht von Joh. Berenberg Gossler eine Flut von Börsengängen bevor. Der Anstieg der Börsengänge werde mit einer Aktienrally in Europa einhergehen, sagte Hendrik Riehmer, persönlich haftender Gesellschafter beim Hamburger Bankhaus, im Interview mit Bloomberg News. Er rät Anlegern, die Anleihemärkte zu meiden, denn dort zwinge die Suche nach Rendite zu Kompromissen bei der Qualität.

„Die Banker haben den Lehman-Schock überwunden, die Gier kehrt zurück“, sagte der 45-Jährige. „Einige Investoren kaufen Aktien zu Emissionsabschlägen von acht Prozent, viel näher am Marktwert als die 20 bis 30 Prozent aus dem vergangenen Jahr.“ Berenberg, 1590 gegründet und nach der italienischen Banca Monte dei Paschi die zweitälteste Bank der Welt, rangierte nach Bloomberg-Daten in Deutschland, Österreich und der Schweiz im vergangenen Jahr unter den Emissionsbanken im Aktienbereich hinter UBS und Credit Suisse auf Platz drei.

„Das Pflänzchen Kapitalmarkt war nach Lehman tot, aber 2012 haben wir zehn Börsengänge und Kapitalerhöhungen geschafft, und in diesem Jahr werden es zweimal so viele sein, was zeigt, wie gut der Markt funktioniert“, sagte Riehmer. „Die erste Phase der Markterholung wird in erster Linie von Finanzinvestoren getrieben“, sagte Riehmer. „Wenn das gut funktioniert, werden wir in den kommenden zwei Jahren eine Flut interessanterer Börsengangkandidaten beobachten, denn dann werden mehr private Unternehmen das IPO-Fenster nutzen, das sich ihnen bietet.“

Geld geht auch nach Japan

Riehmer konstatiert bei amerikanischen Anlegern die Bereitschaft, mehr Geld in europäische Aktien zu investieren, die den Bewertungen an den US-Börsen um 30 Prozent hinterherhinken. „Es gibt Gelegenheiten für weltweite Arbitrage“, sagte Riehmer.

„Aktien sind die einzige Währung, die Anleger gegen die schleichende Inflation schützt“, formulierte er. Im ersten Halbjahr haben amerikanische Pensionsfonds und andere Institutionelle 65 Mrd. Dollar in die europäischen Aktienmärkte investiert, zeigt eine Studie von Goldman Sachs. Es wäre deutlich mehr geworden, hätte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe nicht sein Stimulierungsprogramm aufgelegt, sagte Riehmer.

„Amerikaner hätten in diesem Zeitraum bis zu 200 Mrd. Dollar in Europa investieren können, haben aber nach der Einführung der ,Abenomics‘ Geld nach Japan umgeleitet und dem dortigen Markt innerhalb von vier Monaten zu einem Anstieg um 14 Prozent verholfen“, sagte Riehmer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2013)

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