Ist der Euro wirklich ein Teuro? Rohstoffpreise treiben Inflation

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Anschaffungen des täglichen Gebrauchs sind heute deutlich teurer als vor Einführung des neuen Bargelds 2002. Das liegt aber meist an äußeren Einflussfaktoren.

Wien. „In Schilling darf man die Preise aber nicht umrechnen“, sagt die ältere Dame an der Supermarktkassa, mit der wir uns insgeheim solidarisieren. Denn: Wer hat sich nicht selbst auch schon einmal über die massive Teuerung bei Einkäufen des täglichen Gebrauchs geärgert? Durch die Einführung der neuen Währung im Jahr 2002, so die einhellige Meinung, seien die Preise massiv angestiegen.

Ist der Euro also tatsächlich ein Teuro? Eindeutig lässt sich das nicht ermitteln, wie die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) in einer Publikation vom Juli dieses Jahres analysiert. Neutral betrachtet war die durchschnittliche Inflationsrate zwischen 2002 und 2012 mit 2,0 Prozent geringer als in den Perioden davor (1981–90: 3,5 %, 1991–2001: 2,4 %).

Nahrungsmittelpreise höher

Warum wir dennoch das Gefühl haben, dass die Preise seit der Euro-Einführung teilweise exorbitant gestiegen sind, erklärt Studienautor Josef Auer einerseits mit dem Einfluss internationaler Faktoren wie dem Anstieg der Rohstoff- und Agrarpreise. Diese seien für das „Ausmaß und den Verlauf der Inflation wesentlich bestimmender als der Euro“.

Andererseits spielt das subjektive Empfinden des Einzelnen bei Preissteigerungen eine große Rolle: „Preisänderungen bei häufig gekauften Gütern wie Brötchen oder der Tageszeitung werden stärker beachtet als bei selten gekauften Gütern“, erklärt Auer in der Publikation. Die Crux: Gerade bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken waren die Preissteigerungen seit 2002 gegenüber der Periode von 1991 bis 2001 doppelt so hoch (1,2 % zu 2,4 %). Auch die Preise alkoholischer Getränke und Tabakwaren sind im Vergleich stärker angestiegen (3,1 % zu 2,3 %).

Eine überdurchschnittliche Teuerung nach 2002 gab es bei Heizöl (plus 132 %), Kraftstoffen und Schmiermitteln (plus 79 %) Uhren und Schmuck (plus 88 %) sowie Kaffee (plus 49 %). Dagegen sind die Preise für Fotoapparate und optische Geräte (minus 70%) und Telefondienstleistungen (minus 18 %) gesunken.
Viele Dienstleistungen wurden durch Einführung der neuen Währung aber tatsächlich mit einem Schlag teurer. Das gilt insbesondere für kommunale Dienstleistungen, aber auch für Friseure, Restaurants und Angebote im Bereich Freizeit und Kultur.

Insgesamt ist bei den Anschaffungen des täglichen Gebrauchs eine massiv höhere Schwankungsbreite im Preisniveau gegeben – was eben vor allem auf äußere Einflüsse wie die gestiegenen Preise auf den Rohstoffmärkten zurückzuführen ist. Auer empfiehlt dem Konsumenten daher, sich bei Einschätzung der Teuerung nicht auf kurzfristige Ausgaben zu fokussieren, da auch langlebige und mitunter heute billigere Güter den Haushaltsausgaben angerechnet werden müssen.

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