"Kalte Enteignung" kostet Österreicher 3,5 Mrd. Euro

Inflation Zinsen
Inflation Zinsen(c) Bruckberger
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Niedrige Zinsen unter der Inflationsrate führen zu einem jährlichen Realwertverlust in Milliardenhöhe. Für Staaten dagegen ist die Situation ertragreich.

Das österreichische Geldvermögen wird jährlich weniger wert, weil die Inflation höher ist als die Einlagezinsen. Der Verlust macht im Jahr 3,5 Milliarden Euro, schätzt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, laut "Salzburger Nachrichten". Die Bank hat erstmals ermittelt, wie hoch die "kalte Enteigung" hierzulande ausfällt. Auf die Frage bei einer IMAS-Umfrage im Auftrag der Erste-Bank, welche Sorgen und Ängste es beim Thema Sparen gebe, haben 72 Prozent die Geldabwertung und Inflation genannt, 70 Prozent meinten, dass sich Sparen weniger auszahle.

Deutsche Sparer verlieren durch die Differenz zwischen Zinsen und Inflation jährlich gut zehn Milliarden Euro, weltweit soll sich der Verlust auf 100 Milliarden Euro belaufen, meint Kater auf Basis von überschlagsmäßig ermittelten Daten.

Die Österreicher würden vergleichsweise „intelligenter veranlagen“ als die Deutschen, weil sie einen höheren Anteil an Wertpapieren wie Aktien hielten und einen kleineren Teil am Sparbuch, sagt Kater. Dass der Verlust dennoch rund ein Drittel – statt des sonst üblichen Zehntels – des deutschen Werts ausmacht, liege nicht an einem schlechteren Veranlagungsgeschick, sondern an der höheren Inflationsrate in Österreich.

Für den Staat ist die Situation sehr ertragreich. Deutschland habe dadurch in fünf Jahren rund 40 Milliarden Euro erspart, rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für Kater ist das eine Umverteilung oder Zwangsabgabe. Das sei letztlich das „einzige Ventil, das im Spiel zwischen Finanzmärkten und dem Staat noch offen ist, um Luft abzulassen“ und werde wohl noch jahrelang andauern.

(APA)

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