Schweizer Banker fürchten sich vor Auslandsreisen

Schweizer Banker fuerchten sich
Schweizer Banker fuerchten sich(c) REUTERS (Michael Buholzer)
  • Drucken

Die Strafverfolgung durch US-Ermittler verängstigt die Finanzindustrie. "Inzwischen verlasse ich nicht einmal mehr Zürich", meint ein Banker.

Aus Angst vor möglicher Strafverfolgung durch die US-Finanzpolizei scheuen sich offenbar zahlreiche Schweizer Banker, ihr Heimatland zu verlassen. Eidgenössische Kreditinstitute würden ihren ins US-Kundengeschäft verwickelten Angestellten zunehmend empfehlen, die Ausreise zu vermeiden, berichtete die Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Der Präsident der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, Martin Neville, sagte dem Blatt: "Meines Erachtens trauen sich rund tausend Schweizer Banker nicht mehr, in die USA oder überhaupt ins Ausland zu reisen."

Die Banken in der Alpenrepublik sind bekannt dafür, in der Vergangenheit nicht-deklariertes Vermögen in Milliardenhöhe von US-Anlegern angenommen zu haben - auch wenn sie neuerdings auf derlei Praktiken zu verzichten geloben. Zwar haben die US-Steuerbehörden bisher keine Banker aus der Schweiz öffentlich als Verdächtige identifiziert, allerdings sollen auf ihren Ermittlungslisten laut dem Zeitungsbericht rund 30 Namen stehen. In der eidgenössischen Finanzindustrie herrsche nun eine regelrecht paranoide Angst vor Strafverfolgung, da die USA bewiesen hätten, "dass sie jederzeit und überall zuschlagen können".

Französische Angestellte sollen umsiedeln

Der Schweizerische Bankpersonalverband legte "aus Sicherheitsgründen" bereits "sämtlichen Personen den Verzicht auf Auslandsreisen nahe, die regelmäßig Kunden in den USA besucht haben". Und der Mitarbeiter eines Finanzinstituts sagte "Le Matin Dimanche", einige Banken mit Sitz in der Grenzstadt Genf hätten ihren Angestellten empfohlen, von der französischen Seite hinter die Grenze in die Schweiz zu ziehen, um Strafverfolgern zu entgehen.

Ein anderer Banker gestand der Zeitung, seinen Bewegungsradius bereits drastisch eingeschränkt zu haben: "Inzwischen verlasse ich nicht einmal mehr Zürich", wurde der Mann zitiert, der von laufenden Ermittlungen gegen ihn erfahren haben will.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.