Der Kampf um die Kaffeekapsel spitzt sich zu

Milliardenmarkt Kaffeekapsel
Milliardenmarkt Kaffeekapsel (c) imago stock&people (imago stock&people)
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Der Milliardenmarkt lockt immer mehr Unternehmen an. Marktführer Nespresso muss sich nun auch gegen Diskontriesen Aldi behaupten.

Der Diskontriese Aldi Süd drängt auch in den Milliardenmarkt Kaffeekapseln. Der Diskonter will sein neues Kaffeekapsel-System "Espressi" durchsetzen. Attraktiv sei der Kapselmarkt für den Diskonter nicht nur wegen der hohen Gewinnspannen, meint Handelsexperte Matthias Queck vom Beratungsunternehmen Planet Retail. Das eigene Kapselsystem sei auch ein geradezu ideales Instrument zur Kundenbindung. Die eigenständige Tochter Hofer hat in Österreich bereits 2010 das Kaffeekapsel-System "Martello" eingeführt. Unangefochtener Star der Branche ist bisher Nespresso.

Das Tochterunternehmen des Schweizer Nestle-Konzerns hat die eigentlich eher praktischen als schicken Gebrauchsartikel dank aufwendiger Werbung mit Hollywood-Star George Clooney und edler Aluminium-Hüllen zum Status-Symbol aufgewertet und lässt sich das teuer bezahlen. Eine Nespresso-Kapsel kostet mindestens 35 Cent. Bei etwa sechs Gramm Kaffee je Kapsel ergibt das einen Kilopreis von an die 60 Euro. Das ist rund sechs Mal so teuer wie Kaffee ohne Kapseln und sichert dem Konzern eine üppige Gewinnspanne.

Halber Kapselpreis beim Diskonter

Aldi geht den Markt jetzt von der entgegengesetzten Seite an. Zwar ist die Kaffeemaschine von Aldi mit 69,99 Euro nicht sonderlich billig. Doch die Kapseln aus wiederverwertbarem Kunststoff sollen nur knapp 19 Cent kosten - nicht viel mehr als die Hälfte des Nespresso-Preises. Espresso-Aficionados könnten sich allerdings daran stören, dass der Diskonter in einigen seiner Kapseln nicht nur Arabica-Bohnen, sondern auch Robusta-Kaffee verwendet. Der ist im Einkauf in der Regel billiger, ihm wird aber auch ein schlechterer Geschmack nachgesagt.

Die Kaffeemaschine von Aldi stammt vom Bergisch Gladbacher Getränkespezialisten K-fee. Der stellt auch die Geräte für Starbucks her. Wer will, kann also in seiner Aldi-Maschine auch teurere Starbucks-Kapseln verwenden.

Kaffeekonsum steigt zweistellig

Auf jeden Fall könnte der Einstieg des Diskonters den Markt für Kaffeekapseln noch einmal in Bewegung bringen. "Aldi steigt spät in den Markt ein", meint Beratungsexperte Queck. "Vielleicht ist es auch schon zu spät. Aber es kann auch sein, dass Aldi mit seiner Vertriebskraft einen Massenmarkt mit Riesenpotenzial erschließt."

Andere waren allerdings deutlich schneller als Aldi. So bietet Tchibo schon seit geraumer Zeit mit Cafissimo ein eigenes Kapselsystem, bei dem die Kapseln rund 30 Cent kosten. Und der Lebensmittelgigant Mondelez - vormals Kraft - wirbt mit seinem Tassimo-System um Kunden. Gleichzeitig bringen immer mehr Anbieter Billigkapseln auf den Markt, die in die Nespresso-Maschinen passen. Der Aldi-Konkurrent Lidl bietet sie unter der Marke Bellarom schon für knapp 20 Cent an. Und auch bei Rewe und Edeka finden sich preisgünstigere Clone für die Geräte des Marktführers.

Doch noch scheint genug Platz auf dem Markt für alle Wettbewerber. Denn der Durst der Deutschen auf Kapsel-Kaffee scheint unstillbar. Allein im vergangen Jahr wuchs der Absatz nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes um 16 Prozent auf 10.000 Tonnen.

(APA/dpa)

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