Antrittsboni für Top-Manager immer verbreiteter

Ex-J.C.Penney-CEO Ron Johnson
Ex-J.C.Penney-CEO Ron Johnson REUTERS
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Investoren sollten hohe Einstiegszahlungen skeptisch sehen, denn eine Vorableistung fördere die Bindung zum Unternehmen nicht, sagt ein US-Uni-Professor.

Unbeirrt von Pleiten wie der kurzen Amtszeit von Ron Johnson bei J.C. Penney Co. zahlen immer mehr amerikanische Unternehmen neuen Spitzenkräften Antrittsboni. Solche "Begrüßungsgeschenke" sind oft mehrere Millionen Dollar wert. In diesem Jahr haben bereits über 70 Unternehmen Antrittsboni gezahlt, berichtet die auf Unternehmensführung spezialisierte Beratungsgesellschaft GMI Ratings Inc. Im gesamten Jahr 2012 taten dies lediglich 41 Unternehmen. J.C.
Penney trennte sich im April von Johnson, nachdem die Kaufhauskette ihn gerade einmal 17 Monate zuvor mit einem Antrittsbonus von 52,7 Mio. Dollar in Aktien von Apple Inc. weggelockt hatte. Der Fall J.C. Penney zeigt die Gefahren der Praxis, Manager zu belohnen, die noch keinen Strich für das Unternehmen getan haben. Das Nachsehen haben dabei die Aktionäre.

Kurse wegen Misserfolg abgesackt

"Investoren sollten bei solchen Willkommensboni skeptisch sein, denn sie stellen eine Bezahlung dar, die von der Leistung abgekoppelt ist und die Bindung an das Unternehmen nicht fördert", sagt Lucian Bebchuk, Professor an der Harvard Law School in Cambridge, Massachusetts.

Bisher haben Investoren die Willkommensboni weniger gekümmert als die hohen Zahlungen beim Abschied von Top- Managern, die sogenannten "goldenen Fallschirme". Sie sollten sich aber Sorgen machen: Während Johnson J.C. Penney leitete, brach der Aktienkurs der Kaufhauskette um 50 Prozent ein; unter der Führung von Leo Apotheker, der im November 2010 als CEO bei Hewlett-Packard Co. anheuerte, sackte der Aktienkurs des PC- Herstellers 46 Prozent ab, bevor Apotheker 2011 entlassen wurde. Bei seinem Antritt hatte er 8,6 Mio. Dollar als Antrittsbonus und für Umzugskosten erhalten. Insgesamt standen Apotheker für weniger als ein Jahr bei dem Unternehmen rund 34,7 Mio. Dollar in bar und Aktien zu.

Minuspunkt beim Rating

GMI berücksichtigt Antrittsboni seit April als Negativmerkmal in seinem Ratingsystem. Man habe sich dafür entschieden, weil es Anzeichen gegeben habe, dass die Zahlungen zunähmen, berichtet Greg Ruel, leitender wissenschaftlicher Referent bei GMI. Laut Daten von GMI gewährten Unternehmen im Standard & Poor's 500 Index im Jahr 2012 34 solcher Boni, 26 Prozent mehr als 2009.

Unternehmen begründen die Zahlung von Willkommensboni oft damit, dass die Manager beim Weggang von ihrem alten Arbeitgeber auf Vergütung verzichteten. Die Boni sind einer der Gründe, warum die Einstellung eines CEOs von außerhalb des Unternehmens rund ein Drittel mehr kostet als einen bereits bei dem Unternehmen tätigen Manager an die Spitze zu befördern, sagt Chris McGoldrick, leitender Analyst bei dem Vergütungs- Analyseunterenhmen Equilar Inc.

Manche Antrittsboni haben sich für die Unternehmen ausgezahlt. So hat sich der Aktienkurs von Best Buy Co. mehr als verdoppelt seit die Elektronikkette 2012 Vorstandschef Hubert Joly mit einem Willkommenspaket anwarb, das einen Bar-Bonus von 3,5 Mio. Dollar sowie Aktien und Optionen im Wert von knapp 13 Mio. Dollar beinhaltete.

Bei Zynga, dessen Spiele in letzter Zeit weniger gefragt waren, lässt sich dies noch nicht bewerten. Der Aktienkurs ist seit Don Mattricks Amtsantritt im Juli zwar gestiegen, aber die Aktie notiert immer noch bei weniger als der Hälfte des Börseneinführungskurses. Mattrick hatte den größten Willkommensboni in diesem Jahr im Wert von 45 Mio. Dollar vom Browserspiele-Anbieter Zynga Inc. erhalten. Bei Chesapeake Energy Corp. und dem Krankenversicherer WellPoint Inc. ist es ebenfalls noch zu früh für ein abschließendes Urteil. Beide Unternehmen haben dieses Jahr ihren neuen CEOs Antrittsboni gezahlt.

(Bloomberg)

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