Finanzhilfen: Kreml lässt Gazprom bluten

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Die Ukraine kommt dem russischen Gaskonzern Gazprom teuer.

Wien. Die Rolle, neben der ökonomischen Tätigkeit auch außenpolitisches Instrument zu sein, kommt den russischen Gaskonzern Gazprom künftig immens teuer zu stehen. Um ein Drittel wird der weltweit größte Gaskonzern den Gaspreis für die Ukraine reduzieren und damit wesentlich zu den Finanzhilfen beitragen, mit denen Moskau sein Nachbarland von einer EU-Annäherung abhält. Die Ukraine, die seit 2009 über 400 Dollar je 1000 Kubikmeter zahlt, muss nun nur noch 268,5 Dollar berappen. Die Schätzungen, wie viel das Land sich spart, divergieren, weil die Abnahmevolumina nicht genau zu prognostizieren sind. Kremlchef Wladimir Putin sprach von zehn Mrd. Dollar Ersparnis, was laut Analysten der Deutschen Bank (DB) die Summe für drei Jahre sei, so die Ukraine 25 Mrd. Kubikmeter (das Dreifache von Österreichs Jahresverbrauch) kauft. Der Premier der Ukraine, Mykola Azarov, nennt eine jährliche Ersparnis von sieben Mrd. Dollar, weil man 2014 30–33 Mrd. Kubikmeter kaufen werde. Fakt ist: Was sich die Ukraine, neben Deutschland der lukrativste Markt für Gazprom, erspart, entgeht Gazprom. Der Rückgang beim Gewinn könnte laut DB sechs Prozent betragen, würde aber teils durch größere Volumina kompensiert.

Weitere Baustellen

Die Ukraine ist jedenfalls wieder in den Kreis jener postsowjetischen Länder zurückgekehrt, denen Gazprom entgegenkommen muss. Auffällig, dass der Kreml Gazprom selbst nicht entgegenkommt und die Liberalisierung des heimischen Gasmarktes ausgesetzt hat. Um zu sparen hat die Regierung nun Gazproms Investitionsprogramm um ein Fünftel gekürzt. Teils dadurch, dass der 17 Mrd. Euro teure Bau einer Pipeline nach China aufgeschoben wird, da ein Liefervertrag noch aussteht. Gazprom zu schaffen macht auch, dass die Kosten für die geplante Pipeline South Stream nach Europa um 45 Prozent auf 33,5 Mrd. Euro steigen. Demgegenüber hat Gazprom im Europageschäft im ersten Halbjahr den Überschuss um elf Prozent auf 13,5 Mrd. Euro gesteigert. Und noch ist unbekannt, welche Gegenleistung sich Gazprom im Transitland Ukraine ausverhandelt hat. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2013)

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