Asiens Schokoladenhunger treibt Kakaopreis nach oben

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China sei ein "enormer, unerschlossener Markt". Die Angebotslücke werde bis 2018 anhalten, sagt die internationale Kakao-Organisation.

Am Kakaomarkt bahnt sich die längste Angebotslücke seit mehr als fünf Jahrzehnten an. Grund dafür ist nicht zuletzt die steigendende Nachfrage nach Schokolade in asiatischen Ländern. Der Kakaoverbrauch wird das Angebot in den zwölf Monaten ab dem 1. Oktober dieses Jahres um rund 70.000 Tonnen übersteigen und diese Lücke wird bis Ende 2018 anhalten. Die sechsjährige Phase wäre die längste, seit die Datenaufzeichnung 1960 begann, wie Laurent Pipitone, Statistikchef bei der Internationalen Kakao-Organisation (ICCO) in London mitteilte. Der Kakaopreis wird laut einer Umfrage von Bloomberg News unter 14 Händlern im Median um 15 Prozent steigen, auf 3200 Dollar bis Ende 2014.

Der globale Absatz von Schokoladen-Süßwaren wird 2014 um 2,1 Prozent auf den Rekordwert von 7,3 Mio. Tonnen steigen -nach einem Zwei-Prozent-Plus 2013, schätzt der Marktforscher Euromonitor International Ltd. In China hat sich der Absatz in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt und lag über den Zuwachsraten in Westeuropa, dem größten Schoko-Konsumenten.

Gewinnmargen der Hersteller schrumpfen

Das knappe Angebot bedeutet für die Hersteller von Schokoprodukten wie Nestlé SA, Barry Callebaut AG und Lindt & Sprüngli AG - alle aus der Schweiz - vor allem eines: höhere Kosten. Nestlé erklärte am 8. August, dass die Gewinnmargen im Süßwarengeschäft in den sechs Monaten bis zum 30. Juni gefallen sind. Das Unternehmen sprach von zunehmender Konkurrenz und Marketingkosten. "Die Nachfrage nach Schokolade ist enorm", sagte Ashmead Pringle, Präsident von GreenHaven Commodity Services in Atlanta. "Ein Großteil der Weltbevölkerung rückt in die Mittelklasse auf und wird mehr Geld ausgeben können. Das gilt besonders für Schwellenländer und Asien."

Kakao hat sich dieses Jahr um 25 Prozent verteuert - an der Rohstoff-Terminbörse ICE Futures U.S. in New York kostet die Tonne 2792 Dollar. Das ist der zweithöchste Preisanstieg unter den 24 Rohstoffen, die der Standard & Poor's GSCI Spot Index abbildet. Zum Vergleich: der MSCI All-Country World Index für Aktien hat dieses Jahr 16 Prozent gewonnen. Trockenheit an der Elfenbeinküste und in Ghana, den größten Kakao-Anbauländern, hat dieses Jahr die Preise.

Alte Kakaobäumen drücken Produktion

Die Kakaoanbauer in Westafrika, die hinter rund 70 Prozent der Weltproduktion stehen, kämpfen auch mit alternden Bäumen, erklärte Projektmanager Francesco Gibbi vom Common Fund for Commodities der Vereinten Nationen. Seinen Worten zufolge machen die alten Bäume in Ghana, der Nummer zwei hinter der Elfenbeinküste, rund 30 Prozent des Baumbestandes aus. Es dauere rund drei Jahre, bis Neupflanzungen produktiv seien. Die Regierung verkündete im August zudem eine Reduzierung subventionierter Pestizide, was das Risiko von Schädlingsbefall ansteigen lässt.

Asien verdoppelte Konsum

Die Commerzbank AG schätzt, dass der Produktionsrückgang in Westafrika dazu geführt hat, dass die Angebotslücke dieses Jahr 100.000 Tonnen übersteigen und damit 43 Prozent höher ausfallen könnte, als von der ICCO vorhergesagt. Aus der Region Asien-Pazifik, Heimat von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung, kommen 12 Prozent der Nachfrage nach Schokolade. 2014 wird dort jede Person 200 Gramm Schokolade konsumieren - die doppelte Menge von vor zehn Jahren, wie Euromonitor schätzt. Der Absatz in China wird den Marktforschern zufolge dieses Jahr um 6,9 Prozent steigen auf das Rekordvolumen von 193.100 Tonnen und 2014 um weitere 6,6 Prozent zunehmen.
China "ist ein enormer, unerschlossener Markt", was mehr Potenzial für Angebotslücken bei Kakao signalisiere, sagt Claudio Oliveira, Leiter des Handels bei Castlestone Management LLC in New York. In Westeuropa wurden vergangenes Jahr 2,2 Millionen Tonnen Schokolade verbraucht und der Pro-Kopf-Konsum liegt ebenso wie vor zehn Jahren bei 4,5 Kilogramm.

"Kakao hat noch einen weiten Weg vor sich", sagt Edward George, der sich bei Ecobank Transnational Inc. um Rohstoff- Analysen kümmert. "Wer die Importe von Schokolade, Kakaopulver, Kakaobutter und all dem nach China beobachtet, der sieht, dass sie exponentiell steigen. Der Trend ändert sich nicht, er intensiviert sich nur."

(Bloomberg)

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