Schweden: ABBA-Star ruft zum Bargeld-Boykott auf

Björn Ulvaeus
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Björn Ulvaeus lebte ein ganzes Jahr lang ohne Bargeld. Anders als in Österreich wird in Schweden vor allem mit Karte gezahlt.

ABBA-Star Björn Ulvaeus hat sich einem Selbstversuch unterzogen. Ein ganzes Jahr lang lebte der schwedische Popmusiker ohne Bargeld. "Die einzige Unannehmlichkeit, die ich erlebt habe, war, dass man eine Münze braucht, um im Supermarkt einen Wagen auszuleihen", schreibt er auf der Webseite des Stockholmer ABBA-Museums.In Deutschland und Österreich wäre Ulvaeus wohl auf wesentlich mehr Schwierigkeiten gestoßen. Wer hier in einem Lokal die Karte zückt, wird leicht schief angesehen. In Schweden dagegen ist mancherorts schon fast das Gegenteil der Fall.

Kioske, Kinos, Bars und Busse akzeptieren die Kartenzahlung nicht nur gleichermaßen - mancherorts kommt man mit Münzen und Scheinen sogar gar nicht mehr weiter. Zwar schreibt das Reichsbank-Gesetz Laden- und Lokalinhabern vor, Bargeld anzunehmen. An anderer Stelle gibt es im schwedischen Gesetz aber ein Schlupfloch, wie Björn Segendorff, Berater bei der Reichsbank, erklärt. "Wenn ein Einzelhändler ein Schild an seiner Tür anbringt, auf dem steht: "Wir akzeptieren kein Bargeld", und Sie hineingehen, könnte das als Vereinbarung betrachtet werden, die Sie eingegangen sind."

Österreich: Bargeld-Anteil bei 80 Prozent

Geschätzt würden heute etwa nur noch ein Viertel der Zahlungen in Schweden über Bargeld abgewickelt, sagt Segendorff. "Schweden ist das einzige Land in der Welt, wo der nominale Wert von Bargeld im Umlauf sinkt." In Österreich liege der Bargeld-Anteil bei 80 Prozent, erklärte der Chef des Kartenanbieters card complete, Heimo Hackel, Mitte Dezember.

Auch ins ABBA-Museum kommt man als Besucher ohne Karte nicht mehr hinein. "Haben wir die Fähigkeit verloren, zu sehen, dass Münzen und Scheine nur Symbole sind, und dass diese Symbole leicht gegen andere ausgetauscht werden können?", fragt Ulvaeus. Er meint: Wer wirklich Cash braucht, ist der Schwarzmarkt. "Die Wohnung meines Sohns wurde vor einer Weile ausgeraubt." Einbrecher hätten Fernseher, Computer und Designerklamotten mitgehen lassen, die sie leicht zu Barem hätten machen können. "Wir können ziemlich sicher sein, dass die Diebe direkt zu ihrem Schwarzmarkthändler vor Ort gegangen sind", schreibt Ulvaeus. "Wir können absolut sicher sein, dass dieser Güteraustausch in einer bargeldlosen Gesellschaft niemals stattgefunden hätte."

In 20 Jahren bargeldlose Gesellschaft?

Die Hälfte der Schweden glaubt nach einer Studie, über die die Tageszeitung "Svenska Dagbladet" berichtet, an eine bargeldlose Gesellschaft in 20 Jahren. Reibungslos würde dies wohl dennoch nicht ablaufen: Als die Bank Swedbank anfing, in Filialen kein Bargeld mehr am Schalter herauszugeben, gingen die Kunden im Stockholmer Stadtteil Östermalm aber auf die Barrikaden. Der Vorsitzende der Sicherheitsbranche und frühere schwedische Reichspolizeichef Björn Eriksson ruft dazu auf, Banken zu boykottieren, die sich weigern, Scheine herauszugeben. "Banken wollen mehr Kartenzahlungen, weil sie damit Geld verdienen", erklärt Eriksson. Wenn das Bargeld verschwinde, könnten die Banken Kartengebühren beliebig erhöhen.

Ulvaeus bezeichnet er in einem Beitrag im "Svenska Dagbladet" als "PR-Agent von Mastercard". Das Unternehmen ist einer der Hauptsponsoren des ABBA-Museums.

(APA)

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