Geliebter Feind: Alle gegen Samsung

(c) REUTERS (KIM HONG-JI)
  • Drucken

Der südkoreanische Elektronikriese kommt in Bedrängnis. Im Ausland nagt der teure Kampf mit Apple am Gewinn. Im Inland steigt der Unmut über den übermächtigen Mischkonzern.

Wien. Der Dienstag dürfte als rabenschwarzer Tag in die Geschichte von Samsung eingehen. Dabei wollte der südkoreanische Elektronikriese der Welt eigentlich seine neueste Errungenschaft präsentieren: den biegbaren Fernsehschirm. Doch Stargast Michael Bay setzte die Präsentation auf der CES in Las Vegas gehörig in den Sand. Statt wie ausgemacht vom flexiblen und hochauflösenden TV-Gerät zu schwärmen, stammelte der Hollywood-Regisseur („Transformers“, „Con Air“) wahllos ein paar Wortfetzen vom Teleprompter ins Mikro und stürmte mit einem „Sorry“ von der Bühne.

Peinlich ist das aber nicht nur für den Filmemacher, sondern auch für den südkoreanischen Konzern. Denn die Unterhaltungselektroniksparte des gigantischen Mischkonzerns hätte gute Nachrichten gut gebrauchen können. Die Nachfrage nach Fernsehgeräten fiel im vergangenen Jahr erneut deutlich und mit ihr der Gewinn der TV-Sparte. Doch damit nicht genug. Auch der Gesamtkonzern musste im letzten Quartal 2013 einen Gewinnsturz um fast ein Fünftel auf 8,3 Billionen Won (5,7 Mrd. Euro) hinnehmen, wie Samsung knapp vermeldete.

Schuld daran ist der harte Konkurrenzkampf auf dem Smartphone-Markt. Am oberen Ende der Preisskala steht Samsung Apple gegenüber, am unteren Ende kämpft der weltgrößte Smartphone-Hersteller gegen eine ganze Reihe chinesischer Billighersteller, die Geräte um 100 Dollar auf den Markt werfen. Zudem schüttete der südkoreanische Konzern jüngst eine Milliarde Dollar (735 Mio. Euro) als Bonus an seine Mitarbeiter aus. Es war die Belohnung für den 20. Jahrestag der „New Management“-Strategie. Unter diesem Namen hatte Konzernchef Lee Kun-hee seine Manager einst aufgefordert, alles „mit Ausnahme der eigenen Frauen und Kinder“ auszuwechseln, um Samsung vom regionalen TV-Hersteller zum globalen Technologieriesen zu machen. Das Kunststück gelang. Samsung überholte Sony bei Fernsehgeräten, Nokia bei Mobiltelefonen und Apple bei Smartphones. Doch der Konkurrenzkampf wird teurer, und das drückt die Margen.

Die Hassliebe der Südkoreaner

Samsung gerät nicht nur im Ausland unter Druck, auch in Südkorea hat der Konzern als sogenannter „chaebol“ mit immer stärkerem Gegenwind zu kämpfen. Als „chaebol“ werden in Südkorea jene Familien-Mischkonzerne genannt, die in den 1960er-Jahren unter Diktator Park Chung-hee aufstiegen und seither die Wirtschaft des Landes fest in der Hand haben. Die Koreaner verbindet eine Hassliebe mit ihren „chaebol“. Sie lieben sie dafür, dass sie der Nation geholfen haben, zur viertgrößten Volkswirtschaft Asiens aufzusteigen. Sie hassen sie dafür, dass im Land ohne die Clans rund um die Gründerfamilien von Hyundai, Samsung oder LG nichts geht.

2012 haben die „chaebol“ achtzig Prozent des südkoreanischen Exports gestellt. Zehn Jahre vorher waren es 53 Prozent. Auch das wird ihnen in der Bevölkerung immer öfter zum Vorwurf gemacht. Die starke Exportorientierung der nationalen Schwergewichte behindere den Aufbau eines starken Dienstleistungssektors im eigenen Land, heißt es. Und auch junge südkoreanische Unternehmen hätten kaum eine Chance, zumal acht von zehn Uni-Abgängern direkt zu den mächtigen Unternehmen wechseln.

Im abgelaufenen Präsidentschaftswahlkampf war die Beschneidung der Macht der „chaebol“ eines der dominierenden Themen. Es ging besonders um jene, die in einem Land zurückgelassen werden, in dem jeder zweite Ältere als arm gilt, und dessen Sozialsystem laut OECD so schlecht ausgebildet ist wie in kaum einer anderen Industrienation.

Angriff auf die „chaebol“

Es war daher politisch opportun, dass kurz nach Amtsantritt der neuen Präsidentin Park Geun-hye, einer Tochter des früheren Diktators, der prominente Spross des Samsung-Clans Lee Jae-hyun wegen Steuerbetrugs inhaftiert wurde. Solche Machtdemonstrationen gab es freilich auch früher schon. Im April 2008 musste Samsung Konzernchef Lee Kun-hee wegen Steuerhinterziehung zurücktreten. Der Sturz der „chaebol“ wurde gefeiert. Zwei Jahre später war alles beim Alten. Lee Kun-hee wurde begnadigt und ist seither wieder im Amt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

A man holds up Samsung Electronics Co´s latest Galaxy S4 phone during its launch at the Radio City Music Hall in New York
Mobil

Samsung: Galaxy S5 kommt im April

In einem Interview bestätigt ein Samsung-Manager das neue Flaggschiff-Smartphone und gibt Hinweise auf neue Funktionen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.