Eine Billion Dollar Kapitalbedarf für Europas Banken?

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US-Wissenschafter zweifeln in einer Studie, ob die Prüfmethoden von EZB und EBA bei den Bankentests streng genug sind.

Ein strenger Gesundheitscheck der europäischen Großbanken würde nach einer Studie einen Kapitalbedarf von bis zu einer Billion Dollar - in der Expertise ist von 770 Mrd. Euro die Rede - ans Tageslicht bringen.

Die beiden Autoren der Studie, der US-Wissenschaftler Viral Acharya und sein Berliner Kollege Sascha Steffen, untersuchten 109 der 128 Banken, die die EZB bei ihrem Fitnesstest in den kommenden Monaten prüfen will. Sie wenden allerdings andere Methoden an, als es Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Bankenaufsicht EBA tun wollen. Für die von ihnen untersuchten Institute rechnen sie mit einem potenziellen Kapitalbedarf von 770 Mrd. Euro - rund einer Billion Dollar.

Kernkapitalquote maßgeblich

Bei dem EZB-Test, der aus einer Bilanz- und Risikoprüfung sowie einem Stresstest besteht, nehmen die künftigen Aufseher 128 Banken unter die Lupe. Die Wissenschafter orientieren sich bei ihren Berechnungen an einer Kernkapitalquote von sieben Prozent. Die Bank von England war 2012 zu dem Schluss gekommen, dass die Banken der Eurozone damit die Krise der vergangenen Jahre ungeschoren überstanden hätten.

Welche Quote EZB und EBA dem Stresstest, dessen Ergebnisse im Oktober veröffentlicht werden, zugrunde legen werden, ist noch nicht bekannt. Medienberichten zufolge sollen es sechs Prozent sein - das heißt, die Banken dürften in einem "Negativszenario", also beispielsweise bei einem Einbruch der Konjunktur oder der Aktienmärkte, nicht allzu viel von ihrem Kapitalpuffer einbüßen.

In ihrem Papier äußern die Forscher Zweifel, ob der Test von EZB und EBA streng genug sein wird: "Objektive Erwartungen des Kapitalbedarfs, so wie die unseren, können ein wertvoller Abwehrmechanismus gegen politische Versuche sein, die Bilanzprüfung und die damit beabsichtigte Rekapitalisierung des Bankensystems der Eurozone zurechtzustutzen", heißt es in der Reuters vorliegenden Studie.

USA-Kritik an Europa

Zudem haben die USA Europa aufgerufen, entschiedener und schneller bei der Sanierung maroder Banken vorzugehen. Der geplante Abwicklungsfonds reiche nicht aus, kritisierte US-Finanzminister Jack Lew am Donnerstag bei einer Veranstaltung des Rats für auswärtige Beziehungen.

"Wir glauben nicht, dass er groß genug ist. Wir denken nicht, dass er schnell genug kommt", ergänzte er. Die USA forderten von Europa mehr Einsatz für die Sicherung der Geldhäuser.

Mahnende Worte richtete Lew auch an China. Er zweifle zwar nicht am Willen der Chinesen, die Rolle des Staates in der Wirtschaft zu reduzieren. Er sei aber skeptisch, ob dies im Rahmen des vorgegebenen Zeitplans gelingen werde. "Die Absicht ist wichtig, aber am Ende zählt das Ergebnis", ergänzte Lew.

(APA/Reuters)

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