Ecclestones Imperium wankt: Formel-1-Chef muss vor Gericht

Bernie Ecclestone
Bernie Ecclestone(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ XPB Images)
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Bernie Ecclestone, milliardenschwerer Chef der Formel 1, steht ab April in München wegen Bestechung vor Gericht. Der 83-Jährige soll beim Verkauf von Formel-1-Anteilen 44 Millionen Euro an den damaligen BayernLB-Vorstand Gribkowsky bezahlt haben.

München/Wien. Bernie Ecclestone muss sich in Deutschland wegen des millionenschweren Verkaufs der Formel 1 vor Gericht verantworten und mehr denn je um sein Lebenswerk bangen. Das Landgericht München hat am Donnerstag die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den 83-jährigen Briten wegen Bestechung zugelassen.

Der 16. Jänner 2014 droht damit auch für die Formel 1 zu einem denkwürdigen Datum zu werden. Ecclestone muss in dem Strafprozess, der Ende April beginnt, als Angeklagter auch persönlich erscheinen. Mehrfach hatte er schon seine Kooperation signalisiert.

Was im Falle einer Verurteilung von Ecclestone mit der Formel 1 passieren würde, ist offen. Ein potenzieller Nachfolger für den Engländer, der Ende der 1970er-Jahre die Vermarktungs- und TV-Rechte gekauft hat, steht nicht fest.

Es wird in dem Prozess vor dem Landgericht München um den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB im Jahr 2006 gehen. Damals kassierte Ecclestone von dem zuständigen Bankvorstand, Gerhard Gribkowsky, 66 Millionen Dollar (48,51 Mio. Euro) Provision. Dem deutschen Banker soll der britische Formel-1-Boss dann wiederum 44 Millionen Dollar (32,34 Mio. Euro) heimlich zurückgegeben haben, damit dieser den Verkauf der Formel 1 in seinem Sinne regelte. 2012 ist Gribkowsky deshalb vom Münchner Landgericht zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Bei der Urteilsverkündung gegen Gribkowsky hat der Vorsitzende Richter, Peter Noll, gesagt, Ecclestone habe den Banker „ins Verbrechen geführt“. Auch die Entscheidung über die Anklage gegen Ecclestone lag bei Nolls Kammer. Ecclestone selbst hat die Bestechungsvorwürfe stets bestritten. Er versicherte, nichts Illegalesgetan zu haben.

Formel 1 zu billig verkauft?

In einem Zivilprozess in London, in dem sich Ecclestone bereits seit Ende Oktober vergangenen Jahres verantworten musste, hat er die Zahlungen an Gribkowsky zugegeben, wie früher aber darauf beharrt, dass dieser ihn unter Druck gesetzt habe. „Ich habe Gribkowsky bezahlt, weil er sagte, er würde mich mit Blick auf Steuerregelungen unserer Familienstiftung erpressen . . . was sehr teuer geworden wäre“, sagte Ecclestone.

In dem Prozess in Ecclestones Heimat – sein Büro liegt unmittelbar am Hyde Park – geht es um eine Klage der Constantin Medien AG auf die Zahlung von 171 Millionen US-Dollar (125,68 Mio. Euro) Entschädigung.

Die Medien AG ist der Meinung, dass Ecclestone das Aktienpaket der Formel 1 an die Investmentgesellschaft CVC zu billig verkauft habe. Auch die BayernLB hatte Mitte Dezember bestätigt, Schadenersatz von Ecclestone wegen der damaligen Vorgänge einzuklagen. Die Summe: 400 Millionen Euro.

Ecclestone war nach dem Verkauf der Formel 1 an CVC von dem Investmentunternehmen weiter als Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse eingesetzt worden. Und in dieser Position hat sich der schon als kleiner Bub geschäftstüchtige Brite („Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam“) praktisch unabkömmlich gemacht. Ecclestone handelt mit den Streckenbetreibern die millionenschweren Verträge aus. Jüngst soll er sogar ein Kaufangebot für den Nürburgring abgegeben haben. (red./ag)

ZUR PERSON

Bernie Ecclestone hat die Formel 1 zum Milliardengeschäft gemacht und verdient selbst damit bestens. Sein Vermögen wird auf knapp zwei Milliarden Euro geschätzt. Ein großer Sprung von seiner Herkunft: Der 1930 in Ipswich geborene Ecclestone wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Er begann als Rennfahrer in der Formel 1, wurde aber schnell Manager, unter anderem von Jochen Rindt, übernahm später (1971) ein Team (Brabham) und managt seit 1977 die Werbe- und TV-Rechte der Formel 1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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