Öl macht nicht mehr schwerreich

imago stock&people
  • Drucken

Die Konzerne von ExxonMobil bis Shell leiden unter der geringeren Nachfrage der Verbraucher und hohen Kosten für die Erschließung neuer Quellen. Dazu kommen Krisen in Nigeria und Libyen.

Europas größter Ölkonzern Shell hat den Negativtrend im Ölgeschäft mit einer Gewinnwarnung Mitte Jänner drastisch aufgezeigt: Das schwarze Gold sprudelt zwar weiterhin, aber die gesamte Industrie bekommt die Wirtschaftskrise, die den Ölpreis relativ niedrig hält, heftig zu spüren. Vor allem im Raffineriegeschäft, also der Weiterverarbeitung von Öl zu Treibstoffen, schlägt die Krise zu: denn die Verbraucher - vom Autofahrer bis zur Fluglinie - sparen Sprit. Die geringere Nachfrage führt zu Überkapazitäten, die sich wiederum in niedrigeren Margen niederschlagen. Dazu kommt der Schieferöl- und Gasboom in den USA, der die Importe sinken lässt. Generell fördern die Konzerne auch weniger.

Chaos in Nigeria

Das sind aber noch nicht alle Probleme einer Branche, die über Jahre von riesigen Gewinnen verwöhnt worden ist. So etwa herrscht im Förderland Nigeria Chaos - Sabotage, Steit mit den Behörden und Diebstähle haben zu einem teilweisen Stillstand der Anlagen geführt. Ähnliches passiert in Libyen. Und neue Explorationsprojekte kosten immens viel Geld. Dazu kommen hausgemachte Schwierigkeiten: BP etwa leidet nach wie vor unter den Belastungen durch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2011, bei der elf Menschen starben und große Teile der US-Südküste verseucht worden sind. Die Kosten für die Ölpest summieren sich auf 42,7 Mrd. Dollar. Auch höhere Einnahmen aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit der russischen Rosneft konnten diese Belastungen nicht ausgleichen.

Bei Shell, wo sich der Gewinn fast halbierte, kostete die Wartung von Öl- und Gasplattformen viel Geld. Bei BP fiel der Gewinn um 28 Prozent, bei ExxonMobil um 27 Prozent. Chevron steht da mit einem Ertragseinbruch von einem Drittel nicht nach. Die österreichische OMV, die noch keine Zahlen bekanntgab, außer dass die Förderung im Schlussquartal 2013 stagnierte, reiht sich wie französische Total, die am Mittwoch ihre Zahlen präsentierte, nahtlos in die Reihe der Konkurrenten ein. Im vierten Quartal ging der Nettogewinn bei Total um 19 Prozent auf 2,47 Mrd. Euro zurück. Die OMV ist vor allem mit den Problemen im Förderland Libyen konfrontiert.

Weil die Franzosen dennoch ihre Dividende erhöhen, um die Aktionäre bei Laune zu halten, legte die Aktie leicht zu, obwohl Total die Erwartungen des Marktes verfehlte.

Megainvestitionen in neue Quellen

Die Konzerne gehen die Lösung der Probleme allerdings unterschiedlich an. Shell schwenkt auf einen Sparkurs und will Geschäftsbereiche im Wert von 15 Mrd. Dollar verkaufen sowie die Investitionen von über 40 auf 37 Mrd. Dollar kappen. Außerdem wird ein umstrittenes Förderprojekt in Alaska auf Eis gelegt. ExxonMobil und Chevron hingegen setzen verstärkt auf die Erschließung neuer Vorkommen, um die versiegenden Quellen zu ersetzen. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.