G20 fixieren Wachstumsziel

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Die führenden Industrie- und Schwellenländer wollen noch stärker wachsen. Auch Steuerbetrug soll eingedämmt werden. Der IWF schätzt, dass die Weltwirtschaft heuer um 3,7 Prozent zulegen wird.

Sydney/Wien. Rund fünfeinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers ist wieder ordentliches Wirtschaftswachstum angesagt. Zumindest sehen das die 20 führenden Industrie-und Schwellenländer (G20) so. Am vergangenen Wochenende gaben die Staaten das Ziel vor, innerhalb der kommenden fünf Jahre um mindestens zwei Prozent über dem aktuellen Niveau wachsen zu wollen. Das sei aber weniger als Planzahl, vielmehr als Ansporn zu verstehen.

Ob dieses Ziel auch erreicht werde, könne aber keine Regierung garantieren, sagte Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass die Weltwirtschaft heuer um 3,7 Prozent zulegen wird.

Deutschland setzte sich noch im Vorfeld – in Form des deutschen Bundesbank-Präsidenten, Jens Weidmann – gegen ein gemeinsames Wachstumsziel zur Wehr. Weidmann kritisierte, dass derlei Vorhaben zwar ambitioniert seien, für einzelne Staaten aber „weder verbindlich noch operabel“.

China sieht sich jedenfalls nicht mehr in der Verantwortung der „globalen Lokomotive“, wie das Land zu verstehen gab. In den Jahren 2009 und 2010 hat das Reich der Mitte 50 Prozent zum Wachstum der weltweiten Konjunktur beigetragen. Das sei jedoch nicht nachhaltig, sagte Chinas Finanzminister Lou Jiwei. Abgesehen davon halte man die Wachstumsraten der Vergangenheit in Zukunft für unrealistisch. Für 2014 hat die Regierung in Peking noch keine konkrete Wachstumszahl ausgegeben. Experten rechnen mit einem Plus von 7,4 Prozent.

Wie die G20 ihr hehres Ziel, die globale Wirtschaftsleistung um mehr als zwei Billionen Dollar zu steigern, erreichen wollen, ließen sie aber offen. Sie erklärten bloß, dass ehrgeizige Reformen auf dem Arbeitsmarkt oder beim Abbau von Handelshürden notwendig seien, ebenso wie solide Haushalte und ein Abbau der Schulden. Zumindest in den Industriestaaten sieht es aber – trotz der ein oder anderen Sparanstrengung – gar nicht so rosig aus. Denn die Staatsschuldenquote der Eurozone (Schuldenstand des Staates in Prozent des Bruttoinlandsproduktes) ist im vergangenen Jahr gestiegen und wird auch heuer zulegen. In den USA ist das ebenso der Fall. Zuletzt hat auch die Drosselung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank Fed für Turbulenzen in den Schwellenländern gesorgt.

Kampf gegen Steuersünder

Unterdessen konnten sich die G20 darauf einigen, Steuerbetrügern das Leben schwer zu machen. Bis 2015 wollen die Staaten Informationen wie Kapitalerträge, Zinsen, Dividenden, Erträge aus Versicherungen automatisch austauschen. Basis dafür ist ein Musterentwurf der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die technischen Voraussetzung dafür müssen aber erst geschaffen werden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2014)

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