Krim-Krise: US-Energieindustrie wittert neuen Absatzmarkt

An employee of European Gas Limited works on British company's coalbed methane exploration site outside Folschviller
An employee of European Gas Limited works on British company's coalbed methane exploration site outside FolschvillerREUTERS
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Bei der Erdgas-Produktion haben die USA Russland von Platz eins verdrängt. Lobbyisten fordern die Aufhebung der Exportbeschränkungen.

Branchenanalysten und Lobbygruppen der US-Erdgasindustrie drängen auf die Lockerung bestehender Exportbeschränkungen, falls der Konflikt in Osteuropa weiter eskaliert. Die USA haben Russland bei der Erdgasproduktion bereits vom weltweiten Spitzenplatz verdrängt - vor allem wegen Fördertechniken wie dem umstrittenen "Fracking" von Schiefergas.

Die Befürworter verstärkter US-Exporte machen vor allem geltend, dass Russland es so schwerer hat, einen Lieferstopp als Druckmittel einzusetzen. Seit 2006 hat Moskau bereits zweimal seine Gaslieferungen an die Ukraine unterbrochen oder reduziert. Das hat weitreichende Folgen: Denn das Land ist eines der wichtigsten Durchleitungsländer für russisches Gas zum Verbrauch in Westeuropa (siehe Grafik).

"Wir würden uns geopolitisch eine Handlungsmöglichkeit schaffen, wenn die Exportbeschränkungen für Energieträger in den USA wegfielen", sagt etwa Vizepräsident Christopher Guith von der Energieforschungsabteilung der US-Handelskammer. Und Dan Whitten von der Branchenvereinigung Natural Gas Alliance meint: "Wir hoffen und glauben, dass ein Teil unseres überschüssigen Erdgas es zu unseren Freunden nach Europa schafft und dort die Krisenanfälligkeit senken wird".

Lieferbeschränkungen unwahrscheinlich

Russland hat im aktuell schwelenden Krim-Konflikt dem vom Erdgas abhängigen Nachbarland bislang nicht mit Lieferbeschränkungen gedroht. Analysten halten es auch für unwahrscheinlich, dass das Land auf diese Einnahmen verzichten wird. In der US-Energieindustrie wird die explosive Lage um die Krim allerdings als weiterer Anlass zur Beendigung von Exportbeschränkungen für verflüssigtes Erdgas genommen.

Die Ausfuhr von Energieträgern in Länder ohne ein Freihandelsabkommen mit den USA bedarf der Genehmigung durch das Energieministerium in Washington. Derzeit liegen dem Energieministerium mehr als 20 Anträge zur Ausfuhr von verflüssigtem Erdgas in Tankschiffen vor. Seit 2010 sind nur sechs Anträge bewilligt worden.
Soch selbst mit einer schnellen Exportgenehmigung durch das Energieministerium wäre das Gas noch nicht im Markt. Nur ein Terminal für den Energieträger befindet sich derzeit an der Ostküste der USA im Bau. Die Anlage namens Sabine Pass von Cheniere in Cameron Parish an der Atlantikküste des Bundesstaates Louisiana wird nicht vor dem Jahr 2015 in Betrieb gehen.

"Frage ist, ob Putin Gazprom schaden will"

Der vom Kreml kontrollierte Energieriese Gazprom liefert etwa 30 Prozent des von Europa benötigten Erdgases. Europa nimmt überdies ein Drittel der Ölproduktion von etwa 4,2 Mio. Barrel täglich von OAO Rosneft ab. "Die Frage ist doch, ob Putin Gazprom jetzt wirklich schaden will", sagte Anders Aslund vom Peter G. Peterson Forschungsinstitut für Internationale Ökonomie in Washington über die Möglichkeit von Liefereinschränkungen als politisches Druckmittel. Nachdem Russland im Jahr 2009 die Gaslieferungen an die Ukraine reduziert hatte, sei das Exportvolumen nach Europa ohnehin schon um 30 Prozent gefallen.

(Bloomberg)

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