Spar zieht sich aus Tschechien zurück

Handel. Zu wenig Marktanteile, rückläufiger Umsatz, starke internationale Konkurrenz: Spar verkauft 50 Filialen in Tschechien an die niederländische Ahold-Gruppe. Die 4684 Mitarbeiter werden übernommen.

Salzburg. Noch vor wenigen Wochen hat Spar-Chef Gerhard Drexel in einem Interview mit der „Presse“ vom „überbesetzten Lebensmittelhandel“ in Tschechien gesprochen, von fallenden Preisen und sinkender Nachfrage. Auf die Frage, warum Spar sich denn weiter in Tschechien engagiere, antwortete Drexel, dass es im Handel eben nur zwei Möglichkeiten gebe: „Grow or go“ – wachsen oder das Weite suchen.

Für Letzteres hatte sich Drexel zu diesem Zeitpunkt offenbar längst entschieden. Am Dienstag gab Spar bekannt, dass man sich gänzlich aus dem tschechischen Markt zurückziehen werde. Die rund 50 Spar- und Interspar-Standorte werden an die niederländische Ahold-Gruppe verkauft. Nicht von der Übernahme betroffen sind die Spar-Tochter Hervis mit 27 Standorten und das Shoppingcenter Europark in Prag. Der Kaufvertrag sei bereits unterzeichnet. Die 4684 Spar-Mitarbeiter in Tschechien werden von Ahold übernommen. Der Unternehmenswert der Spar-Standorte in Tschechien beläuft sich auf 5,3 Mrd. tschechische Kronen (190 Mio. Euro) – abzüglich der Leasing- und Finanzverbindlichkeiten. Verkaufspreis wurde keiner genannt.

Zu wenig Marktanteile

Die Ahold-Gruppe (Etos, Albert, Hypernova) ist einer der größten Supermarktbetreiber der Welt und katapultiert sich mit dem Deal in Tschechien von Platz vier zum Marktführer. Bisher war die deutsche Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) in Tschechien Marktführer, gefolgt von Rewe (Billa mit rund 200 Standorten) und der britischen Supermarktkette Tesco. Diese geballte Präsenz internationaler Konzerne dürfte auch der Grund sein, warum sich Spar nach 22 Jahren aus Tschechien zurückzieht. In dieser Zeit schaffte man es auf einen Marktanteil von lediglich 3,5Prozent. „Im Vergleich zu den Marktführern sind wir einfach zu klein“, sagt Spar-Chef Gerhard Drexel zur „Presse“. „Um in Tschechien mehr zu erreichen, wäre ein riesiger Kapitaleinsatz nötig gewesen“, ergänzt Spar-Auslandsvorstand Rudolf Staudinger. Deshalb haben die Spar-Gesellschafter den Entschluss gefasst, zu verkaufen.

Ein weiterer Grund war wohl auch der rückläufige Umsatz – 2013 waren es 540 Mio. Euro brutto, bedingt durch die schwache Krone ein Minus von drei Prozent im Vergleich Jahr davor. Warum Spar über 20 Jahre gebraucht hat, um herauszufinden, dass Tschechien doch kein geeignetes Pflaster ist, begründet Staudinger damit, dass man „immer wieder gedacht hat, es dauert noch zwei bis drei Jahre, bis wir endgültig Fuß fassen“. In den letzten Jahren habe man sich aber mit dem lokalen Management überworfen. „Da sind sachliche Fehler passiert und persönliche Dinge vorgefallen, die das Vertrauen nicht gerade gestärkt haben.“

Lokale Manager entlassen

Deshalb habe man sich letztes Jahr vom tschechischen Management getrennt und Österreicher an deren Stelle gesetzt. Offenbar nur, um den Verkauf vorzubereiten. In den anderen Auslandmärkten, Ungarn, Kroatien, Italien und Slowenien, sei Spar aber fest verwurzelt, sagt Drexel: „Die frei gewordenen Ressourcen werden wir dafür einsetzen, unsere Position in diesen Märkten zu stärken.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2014)

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