Wirtschaft fürchtet Eiszeit mit Moskau

Fahnen von EU und Russland mit Eiswuerfeln Eiszeit zwischen Russland und EU
Fahnen von EU und Russland mit Eiswuerfeln Eiszeit zwischen Russland und EU(c) imago/Christian Ohde
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Die Krim-Krise schlägt deutschen Unternehmern auf den Magen. Doch Russland käme eine wirtschaftliche Blockade teurer zu stehen als den Westen, sagen Forscher.

Berlin. Noch bevor die Wirtschaftsdaten in der Europäischen Union nach oben gerechnet werden (siehe Text oben), treten die deutschen Manager vorsichtshalber auf die Bremse. Die Krim-Krise drückt schwer auf die Stimmung in den Chefetagen, wie die aktuelle Umfrage des IFO-Instituts am Dienstag zeigte. Die 7000 befragten Manager schätzten die Geschäftsaussichten ihrer Firmen erstmals seit Monaten wieder deutlich schlechter ein.

Dabei kommt der Konflikt des Westens mit Russland für Deutschland noch zu einem relativ günstigen Zeitpunkt. Konjunkturell geht es nach oben. Für Anfang 2014 erwarten Ökonomen eine Verdoppelung des Wachstums zum Vorquartal auf rund 0,8Prozent. Auch das zeigt sich in der Umfrage deutlich. Die aktuelle Situation schätzen die deutschen Führungskräfte so positiv ein wie zuletzt vor zwei Jahren. Nur die Aussichten sind eben nicht mehr so rosig.

51 Mrd. Euro verlassen Moskau

Viele Unternehmer fürchten eine Sanktionsspirale, sollte sich die EU tatsächlich zu schärferen Maßnahmen gegen Moskau durchringen. Das reicht vom allgemeinen Vertrauensverlust bis hin zu Engpässen bei Energie, wenn Russland als Gaslieferant ausfalle. Der Quasi-Rausschmiss der Russen aus der Runde der G8 trug auch nicht gerade zur Beruhigung bei.

Doch auch wenn sich Russland betont gelassen gibt, scharfe Sanktionsmaßnahmen würden dem Land mehr schaden als der EU, berechneten die IFO-Forscher.

Die Exporte Russlands in die EU machen demnach 15Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Umgekehrt sei es nur etwa ein Prozent. Schon jetzt lässt die Krim-Krise Investoren verstärkt aus Russland fliehen. Der Kreml rechnet laut einem Bericht der „Financial Times“ damit, dass im ersten Quartal bis zu 70 Milliarden US-Dollar (51 Milliarden Euro) abgezogen wurden. Das würde bedeuten, dass innerhalb von drei Monaten mehr Geld das Land verlassen hätte als im gesamten vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2013 sind in Summe 63 Milliarden Dollar aus Russland abgeflossen. (auer/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2014)

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