Glücksspiel ist in Russland eigentlich verboten, allerdings wurden fernab von Großstädten Sonderzonen eingerichtet. Für die wirtschaftlich schwache Halbinsel Krim könnte das eine Chance sein.
Die Führung der Krim hat die Einrichtung einer Glücksspielzone auf der von Russland kontrollierten Halbinsel angeregt. "Diese Frage muss geprüft werden", sagte Regierungschef Sergej Aksjonow. Das Ergebnis soll dann der Regierung in Moskau mitgeteilt werden.
Der Kreml richtete nach einem allgemeinen Glücksspielverbot 2009 mehrere Sonderzonen ein (siehe Kasten). Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew betonte in Moskau, die Wirtschaft der von Kiew abtrünnigen Halbinsel sei "nicht so gut entwickelt wie es möglich wäre". Die Krim, deren Haushaltsdefizit nach Moskauer Angaben gut eine Milliarde Euro beträgt, besitze aber viel Potenzial, sagte Medwedew.
Glücksspielzonen
Russlands Präsident Wladimier Putin hat 2009 den von illegalem Wildwuchs geprägten russischen Glücksspielsektor neu geregelt und verfügt, dass nur noch in vier Zonen fernab von Großstädten (Wladiwostok, Kaliningrad, Rostow und Krasnodar) gezockt werden dürfe.
Bisher waren die Gas- und Ölvorkommen vor der Krim im Schwarzen Meer einer der wenigen Trümpfe. Sonst ist die Halbinsel wirtschaftlich nicht die stärkste Region. Gerade einmal drei Prozent trug die Krim zum gesamten ukrainischen Bruttoinlandsprodukt bei. Das BIP pro Kopf betrug nur zwei Drittel des landesweiten Durchschnitts.
Vor allem bei der Wasser- und Stromversorgung hängt die Halbinsel stark vom Festland ab. Und dass eine annektierte Region touristisch nicht erblühe, zeige das Beispiel Abchasiens, das sich Russland vor Jahren von Georgien einverleibt habe, erklärt Wladimir Dubrowskiy, Chefökonom beim Institut Case Ukraine.
Krim Zusatzbelastung für Moskau
Auf Russland wird daher finanziell einiges an Zusatzbelastung zukommen - Experten beziffern die Summe mit jährlich mindestens 2,1 Milliarden Euro, was Investitionen und die Auszahlung von Pensionen und Gehältern für Staatsangestellte umfasst. Die Verantwortlichen auf der Krim haben schon einmal in Ansätzen umrissen, was sie sich sonst noch so vorstellen: eine Brücke und eine Eisenbahnverbindung über die Meerenge Kertsch zum russischen Festland hin, und dort auch eine neue Gaspipeline.
Eine Glücksspiel-Sonderzone könnte eine Möglichkeit seine, die Belastungen zu verringern. Auch im Tourismus-Ort Sotschi wird schon fleißig an einem Konzept für eine Glücksspielzone gefeilt, wie "Die Presse" berichtete. Wenn es dazu kommt, wollen die Österreicher, allen voran die Novomatic, ganz vorn mitspielen. Allerdings müssen sie sich wohl in Geduld üben. Eine Zusage vom Kreml lässt auf sich warten. Die Nachfrage ist jedenfalls groß. Nach der Schließung der Casinos setzten viele ihre Tätigkeit illegal fort. 2012 und 2013 wurden allein in Moskau 1100 illegale Casinos geschlossen.
(Red./APA)