Der Währungsfonds bestätigt die Prognosen vom Herbst, warnt aber vor Ungleichheit. Erneut warnt der Fonds vor dem Sinken der Teuerungsrate.
Washington. Die Welt lässt die Rezession großteils hinter sich, doch Grund zur Sorglosigkeit gibt es angesichts maroder Banken, hoher staatlicher und privater Schulden und schwachen Wachstums in Europa nicht: Die Quintessenz des neuen Weltwirtschaftsausblicks des Internationalen Währungsfonds (IWF), der am Montag in Washington vorgestellt wurde, unterscheidet sich kaum von seinem Vorgänger im Oktober vergangenen Jahres.
Eines jedoch ist neu. Im Vorwort warnt Chefvolkswirt Olivier Blanchard vor der wachsenden Ungleichheit. Sie sei ein „Trend, der die Szene bald beherrschen könnte“. Seit Kurzem werde die Annahme, das Aufklaffen der Einkommensschere habe keine Auswirkungen auf makroökonomische Entwicklungen, „zusehends infrage gestellt“. Der IWF führt diese Überlegungen in seinem Bericht nicht weiter aus. Es wird spannend zu beobachten sein, wie er die Einkommensungleichheit in seinem nächsten Ausblick im Herbst aufgreift.
Deflation bedroht Sanierung
Erneut warnt der Fonds vor dem Sinken der Teuerungsrate beziehungsweise ersten Anzeichen einer Deflation in der Eurozone (in Spanien sank das Preisniveau zuletzt bereits). Das gefährde den Abbau der hohen Schulden der Regierungen und vieler privater Unternehmen, weil ihre alten Verbindlichkeiten angesichts steigender realer Zinssätze und sinkender Einnahmen schwerer abzubauen sind.
Das größte Problem für die Eurozone, deren Wirtschaft laut IWF heuer und nächstes Jahr mit 1,2 und 1,5 Prozent (Österreich: jeweils 1,7 Prozent) wachsen dürfte, sei jedoch die angeschlagene Bankenwirtschaft. „Die Erholung der Eurozone könnte entgleisen, wenn erneut finanzieller Stress aus gestoppten politischen Reformen entsteht“, warnt der Fonds. Damit meint er das Zögern der Europäer, ihre maroden Banken entweder ausreichend mit neuem Kapital auszustatten oder zuzusperren. Das sei auch wichtig, um die deflationären Tendenzen abzuwehren: „Die Kapitalbasis der Banken aufzuräumen ist mindestens so wichtig wie die Arbeit der Europäischen Zentralbank“, um die Nachfrage und damit die Preise zu steigern.
IWF prognostiziert zu rosig
Erstmals nahm der Fonds zu dem im März vorgelegten Bericht seiner internen Prüfer Stellung, demzufolge die Prognosen für Länder wie Griechenland oder die Ukraine, die IWF-Hilfsgelder bekommen, zu rosig ausfallen. Zumindest für das erste Jahr solcher Hilfsprogramme stimme das, sagte Blanchard. „Das müssen wir uns in der Tat anschauen.“ Griechenlands Bruttoinlandsprodukt soll übrigens im Jahr 2015 um beachtliche 2,9 Prozent wachsen. (go)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2014)