Glücksspiel: Argentinien-Desaster drückt Casinos ins Minus

Casinos-Austria-Boss Karl Stoss
Casinos-Austria-Boss Karl Stoss (c) Clemens Fabry
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Hohe Abschreibungen im Ausland konnten nicht durch die Gewinne der Lotterien und im Onlinespiel wettgemacht werden. Gäste in den Spielbanken knausern zudem mit den Einsätzen.

Wien. Zwei Jahre hat Casinos-Austria-Boss Karl Stoss die Ärmel aufgekrempelt und das in der Casinos Austria International (CAI) gebündelte Auslandsgeschäft weitgehend von Verlustbringern befreit. Und dann kam Argentinien: Der Entzug der Lizenz wegen Geldwäscheverdachts und die anschließende Schließung der Gesellschaft verursachte einen Wertberichtigungsbedarf von 45 Mio. Euro. Abschreibungen von insgesamt 78 Mio. Euro haben den ganzen Glücksspielkonzern im Vorjahr trotz leicht gestiegener Umsätze in die Verlustzone gedrückt.

16,3 Mio. Euro betrug der Abgang, nach einem Gewinn von 42,5Mio. Euro im Jahr zuvor. Die CAI allein verbuchte 53,4 Mio. Euro Verlust. Die Casinos-Tochter Lotterien konnte mit ihrem Gewinn von 39 Mio. Euro (nach 49Mio.) die harte Landung allerdings deutlich abfedern. Außerdem brachte der Rückzug aus Australien 70 Mio. Euro.

Auch der Rekordumsatz von 3,56 Mrd. Euro stammt mit 3,05Mrd. Euro großteils von den Lotterien. Dort ist der Treiber aber schon länger nicht mehr das Lotto, sondern die Onlinespiele-Plattform Win2Day. Anders als in anderen Ländern hängt in Österreich die Online-Lizenz an den Lotterien.

Mehr Besucher in den zwölf Spielbanken im Inland und den 35Casinos im Ausland und auf Schiffen brachten allerdings auch nicht mehr Gewinn: Denn die Gäste knausern beim Einsatz – und sie haben mehr gewonnen. Insgesamt wurden um 120 Mio. Euro mehr ausgezahlt. Stoss rechnet auch heuer nicht mit einer wesentlichen Verbesserung, da sich der wirtschaftliche Aufschwung erst mit Verzögerung auf das Glücksspiel positiv auswirke.

Neuer Eigentümer ÖIAG?

„Es war ein Jahr der großen Herausforderungen mit dem ganz großen Wermutstropfen Argentinien“, sagte Stoss. Das laufende Jahr wird nicht weniger spannend. Zum einen steht die Vergabe der Lizenzen für drei neue Spielbanken in Wien und Niederösterreich an. Dabei haben die Casinos Konkurrenz von Novomatic, Century Casinos und Stadtcasino Baden/Gauselmann. Die Entscheidung im Finanzministerium soll bis Ende Juni fallen. Die Konzessionen für die zwölf bestehenden Spielbanken haben die Casinos wieder erhalten.

Zum anderen könnte der Konzern mit 5000 Mitarbeitern einen neuen Eigentümer bekommen – und zwar die ÖIAG. Geplant ist, dass nicht nur der Drittelanteil der Nationalbank-Tochter Münze in die ÖIAG geht, sondern auch jene rund zehn Prozent der Kirchenbank Schelhammer & Schattera sowie die knapp 17 Prozent von Langzeitaktionärin Maria Theresia Bablik. Auch dazu ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen. Die gerade laufende Bewertung der Casinos Austria hängt nämlich auch davon ab, ob und wie viele neue Lizenzen das Unternehmen bekommt. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2014)

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