Die EZB bremst den Euro kräftig ein

Symbol Euro Logo vor der Europaeischen Zentralbank
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Anleger sollten sich nach den jüngsten Ankündigungen in nächster Zeit eher auf einen sinkenden Eurokurs einstellen.

Vor ein paar Tagen war der Euro sehr knapp (nämlich exakt 0,04 Cent) von der Marke von 1,40 US-Dollar entfernt. Für einen Euro bekam man also um 15 Prozent mehr Dollar als vor knapp zwei Jahren. Ganz schön stark für eine Währung, für die besonders US-Experten regelmäßig Grabgesänge loslassen.

Allerdings: Gestern war der Euro nur noch 1,37 Dollar wert. Zwischen den beiden Wechselkursen lagen zehn Tage – und die Ansage mehrerer EZB-Granden, nicht länger zusehen zu wollen, wie die starke Eurowährung die Exportkonjunktur der Eurozone anknabbert und die Deflation in Südeuropa verschärft.

Wie geht es nun weiter? Eine nicht ganz unwichtige Frage, die nicht nur für Autofahrer, sondern auch für alle, die außerhalb des Euroraums investieren oder Gold besitzen, interessant ist.

Im Wesentlichen wird das davon abhängen, ob die Europäische Zentralbank bei ihrer nächsten Sitzung am 5. Juni wirklich, wie einige ihrer Repräsentanten haben durchblicken lassen, das ganze Arsenal zur Eurokursdrückung (Zinssenkung, negative Einlagenzinsen für Banken etc.) auffährt. Die starke Reaktion des Devisenmarktes in der abgelaufenen Woche deutet darauf hin, dass die Händler wohl mehrheitlich davon ausgehen.

In diesem Fall müssen die Anleger sich mittelfristig auf einen schwächeren Euro einstellen, was jenen hilft, die jetzt schon beispielsweise US-Aktien oder Gold besitzen: Der für sie relevante Eurowert ihrer Anlagen steigt dann ja im Ausmaß der Euroverbilligung.

Eigentlich haben Experten das ja schon lange erwartet. Die Märkte halten sich aber nicht immer an Expertenprognosen: In jüngster Zeit floss Kapital nicht, wie prognostiziert, aus Europa in die USA ab, die Kapitalströme waren genau umgekehrt. Besser gesagt: Ein essenzieller Teil des Geldes, das in den vergangenen Monaten von verunsicherten Investoren aus den Emerging Markets abgezogen wurde, wurde nicht in den USA, sondern in Europa veranlagt.

Wenn die EZB ihre Geldpolitik aber tatsächlich noch einmal lockert und die USA gleichzeitig, wie ebenfalls angekündigt, auf die Bremse steigen, dann werden sich diese Ströme wohl umkehren. In mittelfristige Investitionsüberlegungen sollte man also eher einen schwächeren Euro einbeziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2014)

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