Deutsche Bank: Kapitalerhöhung über acht Mrd. Euro

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Ein Scheich aus Katar ist neuer Großaktionär bei der Deutschen Bank. Er könnte künftig sechs Prozent der Anteile an der Bank halten.

Die Deutsche Bank hat mit einem Scheich aus dem arabischen Emirat Katar einen neuen Großaktionär gewonnen. Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani könnte Schätzungen zufolge im Rahmen einer massiven Kapitalerhöhung künftig rund sechs Prozent der Anteile am größten deutschen Geldhaus halten.

Das Dax-Unternehmen gab die geplante Aufstockung und das Engagement des Scheichs am Sonntagabend in Frankfurt bekannt. Am Montag teilte die Bank in einer Analystenpräsentation mit, dass die 8 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung am 6. Juni starten soll. Der Ausgabepreis für die bis zu 300 Mio. neuen Aktien und das Bezugsverhältnis werde am 4. Juni festgelegt. Die Zeichnungsfrist läuft vom 6. bis zum 24. Juni.

Bisher war die US-Vermögensverwaltung Blackrock mit einem Anteil von gut fünf Prozent der einzige Großaktionär der Deutschen Bank, der über der gesetzlichen Meldeschwelle von drei Prozent lag. Blackrock ist als Anbieter von Indexfonds jedoch an fast allen Dax-Konzernen beteiligt und nimmt keinen Einfluss auf die Unternehmensstrategie.

Der Scheich aus Katar soll nun hingegen "Ankerinvestor" des Instituts werden, wie die Deutsche Bank in einer Mitteilung am Wochenende betonte. Mit seinem Einstieg und der Kapitalerhöhung will sich die Bank angesichts der steigenden Anforderungen durch die Bankenaufsichten Luft verschaffen.

Aktien für 8 Mrd. Euro

Geplant sei die Ausgabe neuer Aktien für rund 8 Mrd. Euro, davon kämen 1,75 Mrd. Euro in einem ersten Schritt von dem Scheich. Den Rest will die Bank über die Ausgabe neuer Anteile mit Bezugsrecht für Altaktionäre einsammeln. Daran werde der Investor wahrscheinlich auch teilnehmen, hieß es. Die Kapitalerhöhung, die rund einem Viertel des aktuellen Börsenwerts entspricht, ist die zweitgrößte in der Geschichte der Deutschen Bank.

Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani gehörte lange der Regierung des Golf-Emirats an und war bis 2013 auch Verwalter der staatlichen Investmentgesellschaft Katars, die unter anderem Großaktionär beim Volkswagen-Konzern ist. Er beteiligte sich aber auch privat an Unternehmen - wie wohl jetzt im Fall der Deutschen Bank. Offiziell ist seine Investmentgesellschaft Paramount Services Holdings der neue Investor. Katar verfügt über gewaltige Erdgas- und auch Erdölvorkommen.

Parallel zur Ankündigung der Kapitalerhöhung senkte die Deutsche Bank wegen niedriger Zinsen, neuer Auflagen und anhaltender Prozessrisiken ihre Ziele zum Teil kräftig oder schob sie nach hinten. Im Geschäft mit Privatkunden und in der Zahlungsabwicklung wurden die Ziele für das Vorsteuerergebnis im Jahr 2015 insgesamt um rund eine Milliarde Euro zurückgeschraubt.

Auch dürften die Kosten für die Abarbeitung der Skandale aus der Finanzkrise weiterhin auf das Ergebnis drücken. Daher dürften die bisher für 2015 angepeilten Ziele für die Eigenkapitalrendite und die Kostenquote erst im Jahr darauf erreicht werden.

Die neuen Papiere aus der Kapitalerhöhung werden mit einem deutlichen Abschlag angeboten, der bei Transaktionen in dieser Größenordnung gewöhnlich bei rund 30 Prozent liegt. Das angepeilte Volumen von 6,3 Mrd. Euro und die angekündigte Zahl neuer Aktien deuten nach Berechnungen der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX auf einen Preis von rund 21 Euro hin - das wäre ein Abschlag von knapp 32 Prozent zum Kurs vom Freitagabend.

Nach der Aufstockung soll die Kapitalquote der Deutschen Bank auf 11,8 Prozent nach zuletzt 9,5 Prozent steigen. Mit der Kapitalerhöhung schafft das Geldhaus seine Verschuldungsvorgaben. Die Leverage Ratio werde damit auf 3,1 von 2,5 Prozent steigen, erklärte die Bank in der Analystenpräsentation. Damit räumte sie erstmals offen ein, dass sie die künftige Vorgabe von mindestens 3,0 Prozent bisher nicht erreicht hat. Banken müssen nach den Vorschriften des Regelwerks Basel III Eigenkapital in Höhe von mindestens drei Prozent ihres Risikokapitals vorhalten. Damit wollen die Regulierer verhindern, dass die Geldhäuser ihre Bilanz über Gebühr aufblähen.

Die Zwangswandelanleihen (CoCo-Bonds) im Volumen von bis zu 5 Mrd. Euro, die die Deutsche Bank bis 2015 begeben will, sind in der Rechnung bisher nicht enthalten.

Auch für die Bilanzprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) verschafft sich die Deutsche Bank mit dem Schritt einen größeren Puffer. Übergangsvorschriften eingerechnet, kommt sie nach der Kapitalerhöhung auf eine harte Kernkapitalquote von 15,3 (vorher: 13,2) Prozent. Beim "Bilanz-TÜV", bei dem die EZB derzeit vor allem schwer zu bewertende Bilanzposten unter die Lupe nimmt, werden mindestens acht Prozent verlangt.

(APA/dpa/Reuters)

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