Deutsche Bank will im Investmentbanking in die Weltelite

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Eine Kapitalspritze von acht Mrd. Euro soll das Institut konkurrenzfähig machen. Mehr als ein Viertel kommen von einem Scheich aus Katar.

Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain will mit einer acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im Investmentbanking wieder ein größeres Rad drehen. Das Ziel des gebürtigen Inders: Deutschlands größtes Geldhaus soll im vergleichsweise riskanten Kapitalmarktgeschäft in die Weltspitze vordringen.

Nach dem weitgehenden Rückzug von Rivalen wie der UBS und Barclays "werden wir die einzige wirklich globale Investmentbank mit Sitz in Europa sein", beschrieb der Co-Vorstandschef am Montag seine Ambitionen sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise. Helfen soll dabei das katarische Herrscherhaus, das größter Aktionär des Instituts wird.

Expansion auch in USA

Mit der dritten großen Kapitalspritze in vier Jahren reagiert die Bank auch auf die schärfere Regulierung - speziell im Investmentbanking, dem seit der Krise deutlich engere Fesseln angelegt worden sind. "Für uns war die Richtung unserer Strategie nie klarer", verteidigte der langjährige Chef-Investmentbanker Jain den Kurswechsel, der sich seit einigen Wochen abgezeichnet hat. "Wir mussten uns entscheiden: Alles oder nichts", hieß es aus Jains Umfeld.

Geplant ist unter anderem eine weitere Expansion in den USA, dem größten Kapitalmarkt der Welt, an dem Branchengrößen wie JP Morgan oder Goldman Sachs den Ton angeben. Angreifen will der Vorstand speziell im kapitalintensiven Anleihehandel. Hier ist die Deutsche Bank weltweit führend, allerdings laufen die Geschäfte wegen der Zinsflaute derzeit eher schleppend. Die Schweizer UBS hat sich aus dem Bereich weitgehend verabschiedet.

Anleihen-Geschäft wird sich erholen

Jain setzt darauf, dass sich das Geschäft mit den festverzinslichen Papieren über kurz oder lang wieder erholen wird. Dagegen sei an der verschärften Regulierung nicht zu rütteln. Die Bankenaufsicht lege die Latte immer höher. Das habe die gesamte Branche falsch eingeschätzt, räumte der Co-Vorstandschef ein. Eigentlich hatte er gehofft, das Thema schon mit der drei Mrd. Euro schweren Kapitalspritze vor einem Jahr zu den Akten legen zu können. Zu der erneuten Kapitalerhöhung gedrängt worden sei die Bank aber nicht.

Finanzvorstand Stefan Krause sagte, die Deutsche Bank sei nun für alle Fälle gerüstet. Die Bilanzprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der folgende Stresstest hatten in der Bank für Verunsicherung gesorgt. Mit einem Kapitalpuffer von 11,8 Prozent sei sie nun auf die Überholspur gegangen, schrieb Citi-Analyst Kinner Lakhani. "Das erlaubt es ihr, von der wachsenden Konsolidierung im weltweiten Investmentbanking zu profitieren." Mit 9,5 Prozent war sie im Vergleich zur US-Konkurrenz bisher stark im Hintertreffen.

Scheich aus Katar wird größter Aktionär

Mehr als ein Viertel des frischen Kapitals kommt von einer privaten Investmentfirma des katarischen Scheichs Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani. Diese war zuvor bei der griechischen EFG Eurobank eingestiegen. Al-Thani war auch schon der britischen Großbank Barclays in der Finanzkrise zu Hilfe geeilt. Bei der Deutschen Bank steigt er zunächst mit 1,75 Mrd. Euro ein und wird mit knapp sechs Prozent ihr größter Aktionär. Bei der 6,3 Mrd. Euro schweren öffentlichen Kapitalerhöhung, die vom 6. bis zum 24. Juni über die Bühne gehen soll, werde der Scheich seine Bezugsrechte ausüben, kündigte Jain an. Damit würde Al-Thani 2,1 Mrd. Euro in die Deutsche Bank investieren.

Analysten zeigten sich von der Dimension der Kapitalerhöhung überrascht. "Sie sollte groß genug sein, um die Diskussion um die Kapitalausstattung der Deutschen Bank zu beenden", sagte Equinet-Bankenexperte Philipp Häßler. Kilian Maier von Mainfirst fügte hinzu: "Daher werden jetzt voraussichtlich auch Skeptiker einen Blick auf die Deutsche Bank werfen."

Aktien gaben nach

Die Aktie gab in der Spitze um bis zu 2,9 Prozent nach, am Mittag lag sie bei rund 30 Euro. Die neuen Aktien dürften zu einem Preis zwischen 21 und 23 Euro ausgegeben werden. Große Investoren signalisierten, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen, um danach von den erhofften Kursgewinnen zu profitieren. "Jain hat es geschafft, schlechte Nachrichten gut zu verkaufen", sagte ein französischer Fondsmanager.

Die Anleger ließen sich kaum davon stören, dass die Deutsche Bank an ihren Zielen Abstriche machte. Eine Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent nach Steuern sei nun erst 2016 erreichbar, ein Jahr später als gedacht, räumte Jain ein. Die Bank rechnet offenbar damit, dass Rechtsstreitigkeiten sie auch 2015 belasten werden.

(APA/Reuters)

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