US-Unternehmen hängen europäische Konkurrenten deutlich ab

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Der starke Euro belastet europäische Firmen. Und die US-Unternehmen dominieren die zukunftsträchtige Digitalwirtschaft.

Der Abstand wird immer größer: Während die 300 umsatzstärksten europäischen Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr beim Umsatz mit 0,5 Prozent nur geringfügig zulegen konnten und einen Gewinnrückgang von drei Prozent erwirtschafteten, können die Konzerne jenseits des Atlantiks ein robustes Wachstum vorweisen: Die Umsätze stiegen 2013 um vier Prozent, die Gewinne sogar um fünf Prozent. In Europa konnten 57 Prozent der Top 300-Unternehmen eine positive Umsatzentwicklung verzeichnen - in den USA waren es hingegen drei Viertel der Unternehmen.

US-Firmen profitabler

Vor allem aber bei der Profitabilität driften die Kontinente auseinander: Die durchschnittliche Gewinnmarge der europäischen Konzerne sank im Jahresvergleich von 9,3 auf 9,0 Prozent. Die US-Konzerne verzeichneten hingegen einen Margenanstieg von 11,7 auf 11,9 Prozent.  
Insgesamt erwirtschafteten die Top-Unternehmen Europas einen operativen Gewinn von 643 Milliarden Euro, die US-Konzerne kamen auf umgerechnet 831 Milliarden Euro - bei etwas niedrigerem Umsatz.

Die umsatzstärksten Unternehmen sind in Europa wie im Vorjahr die Energieriesen Royal Dutch Shell und BP, gefolgt von Volkswagen auf Rang 3. Bei den US-Unternehmen schob sich der Handelskonzern Wal-Mart vom zweiten auf den ersten Platz - gefolgt von Exxon Mobil und Chevron. Das sind Ergebnisse einer Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY, für die Bilanzzahlen der jeweils 300 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen in Europa und den USA (ohne Banken und Versicherungen) analysiert wurden.

Wechselkurseffekte für Europäer negativ

Die Gründe seien vielfältig, sagte Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich: „Die europäische Wirtschaft kommt nur mühsam in Fahrt und bietet derzeit wenig Wachstumspotenzial. Zudem haben viele international aufgestellte Unternehmen massiv unter negativen Wechselkurseffekten gelitten." Gleichzeitig müssen Europas Top-Unternehmen zusehen, wie ihnen die US-Konkurrenz weltweit Marktanteile abnimmt: „Die US-Unternehmen sind derzeit deutlich erfolgreicher als die europäischen - sie können beim Umsatz und beim Gewinn zulegen und profitieren von der guten Entwicklung auf dem Heimatmarkt, dem schwachen US-Dollar und niedrigeren Energiekosten."

Besonders bedenklich sei, dass die US-Unternehmen mit weniger Umsatz deutlich mehr Gewinn erwirtschaften, so Schwartz: „Bei der Marge haben die US-Konzerne eindeutig die Nase vorn - sie wirtschaften profitabler und können ihren Vorsprung noch ausbauen."

Starker Euro

Nicht nur die schwache Konjunkturentwicklung auf dem europäischen Heimatmarkt bremste die europäischen Konzerne - auch der Höhenflug des Euro wirkte sich bei vielen Unternehmen negativ aus. Eine Vielzahl von Währungen hat im Jahr 2013 gegenüber dem Euro zum Teil deutlich an Wert verloren. Im Jahresdurchschnitt verlor der US-Dollar drei Prozent, das britische Pfund fünf Prozent und der japanische Yen sogar 26 Prozent. Besonders stark werteten die Währungen vieler Schwellenländer ab: der brasilianische Real fiel um 20 Prozent, die türkische Lira um 26 Prozent und die indonesische Rupie sogar um 32 Prozent.

Für die europäischen Unternehmen, die in diesen Auslandsmärkten Geschäfte machen, stellen solche Abwertungen der lokalen Währungen eine erhebliche Belastung dar: Denn der deutlich gestiegene Eurokurs lässt im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die europäische Gemeinschaftswährung schrumpfen. Umgekehrt profitieren die US-Unternehmen von ihrer relativ schwachen Währung.

Drei österreichische Unternehmen

„Der Höhenflug des Euro kommt für die Unternehmen im Euroraum zur Unzeit - er verhindert die nach mehreren schwierigen Jahren dringend nötige nachhaltige Verbesserung ihrer Situation", erläutert Schwartz. „Zumal die Währungseffekte vor allem diejenigen Unternehmen treffen, die strategisch alles richtig gemacht haben und stark in den Wachstumsmärkten engagiert sind, wo sie inzwischen einen erheblichen Teil ihrer Umsätze generieren."

Nur drei Unternehmen unter den europäischen Top 300 stammen aus Österreich: die OMV auf Platz 37, die voestalpine auf Rang 162 und Andritz auf dem 283. Platz. Unsere deutschen Nachbarn liegen mit 38 Unternehmen unter den Top 300 auf Rang 3 hinter Großbritannien (52 Unternehmen) und Frankreich (51 Unternehmen).

USA dominieren digitale Wirtschaft

Aber auch die unterschiedlichen Branchenschwerpunkte erklären die insgesamt bessere Performance der US-Unternehmen, so Schwartz: „In Europa dominiert nach wie vor die ‚Old Economy‘, also Industrie- und Rohstoffkonzerne. Jenseits des Atlantiks hingegen hat sich die IT-Branche zu einer neuen Leitbranche entwickelt - und legt dabei eine bemerkenswerte Dynamik an den Tag." So können sich 31 IT-Unternehmen in der Liste der 300 umsatzstärksten US-Unternehmen platzieren. In Europa finden sich gerade einmal 12 IT-Unternehmen unter den 300 umsatzstärksten Konzernen. Und unter den zehn gewinnstärksten Unternehmen können sich in den USA immerhin drei IT-Konzerne positionieren - in Europa kein einziger.

Die Vormachtstellung der USA in der IT-Branche könnte sich zu einem massiven Standortnachteil Europas entwickeln, warnt Schwartz - und sie wird sich in Zukunft noch verstärken: „Die Digitalisierung wird viele Branchen revolutionieren. Wir stehen erst am Anfang einer umwälzenden Entwicklung - und die USA haben hier eindeutig die bessere Startposition als Europa, weil dort die entscheidenden Player beheimatet sind."

(red,)

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