Voest wird zur Hightech-Schmiede

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THEMENBILD: VOESTALPINE / STAHLPRODUKTION(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der Stahlverarbeiter fokussiert auf die Sparten Mobilität und Energie, um sich vom schwächelnden Stahlgeschäft abzukoppeln. Die Dividende wird leicht erhöht.

Wien. Stahl macht nicht reich – vor allem nicht in Europa, wo Produktionskapazitäten von 210 Mio. Tonnen einem Verbrauch von nur 170 Mio. Tonnen gegenüberstehen. Diese bittere Erfahrung müssen etwa Thyssen-Krupp oder Salzgitter mit tiefroten Zahlen machen. Deshalb erfindet sich die Voestalpine schon seit Jahren neu und verschiebt ihren Schwerpunkt weg vom reinen Stahlgeschäft hin zu Hightech-Produkten aus Stahl, aber auch aus Titan und Aluminium. „Es gibt große strategische Chancen – die müssen wir jetzt nützen, denn die Konkurrenz schläft nicht“, umriss Voest-Chef Wolfgang Eder am Mittwoch bei der Bilanzpräsentation einmal mehr die Strategie, die die Voest langfristig absichern soll.

Man konzentriere sich daher auf die Sparten und Märkte mit den höchsten Wachstumschancen. Das heißt zum einen, dass der Umsatzanteil aus den Branchen Mobilität (Automobil, Luftfahrt) und Energie von derzeit 62 auf 70 Prozent angehoben werden soll. Und zum anderen fließen von den Investitionen von rund einer Mrd. Euro jährlich immer mehr ins Ausland. Eder, der nach zehn Jahren Doppelfunktion die Verantwortung für die Stahlsparte an Herbert Eibensteiner abgibt: „Ich gehe davon aus, dass wir 2020 deutlich mehr als 40 Prozent der Investitionen im Ausland tätigen.“ Im Vorjahr flossen 37 Prozent der von 852 auf 944 Mio. Euro gestiegenen Investitionen ins Ausland.

Neue Werke in USA und China

In Übersee soll auch jenes Wachstum lukriert werden, das den Konzernumsatz bis 2020 auf 20 Mrd. Euro steigen lässt. Im Geschäftsjahr 2013/14 lagen die Erlöse bei 11,228 Mrd. Euro (minus 2,6 Prozent). Die Voest verfolgt vor allem zwei Stoßrichtungen: Nordamerika– dort soll sich der Umsatz auf drei Mrd. Euro verdreifachen – und Asien, wo eine Umsatzverdoppelung auf zwei Mrd. Euro eingeplant ist. In den USA entsteht auch die bisher größte ausländische Direktinvestition des Konzerns – und die größte US-Investition eines österreichischen Unternehmens. In Texas (Corpus Christi) wird um 550 Mio. Euro eine Direktreduktionsanlage errichtet. Der Betrieb soll Ende 2015/Anfang 2016 starten. Insgesamt baut die Voest derzeit außerhalb Europas fünf neue Werke mit im Schnitt 200 Mitarbeitern: zwei in Nordamerika (Texas und Georgia) und drei in China. Im Gegensatz zu anderen Stahlkonzernen bauen die Linzer daher auch ihren Personalstand auf, zumal auch Akquisitionen geplant sind. In zwei Jahren könnte der Personalstand von derzeit 48.000 auf über 50.000 gestiegen sein.

Parallel zum Ausbau wird aber auch umgebaut: Bis 2016 sollen 900 Mio. Euro eingespart werden. Derzeit werden drei Standorte – Buderus-Edelstahl in Deutschland, Villares-Edelstahl in Brasilien und das österreichische Gießereiwerk in Traisen – durchforstet. Es geht um strategische Neuausrichtung, um Rationalisierung und Produktivitätsverbesserung.

Wie scharf der Wind im Stahlgeschäft weht, bekam auch die Voest zu spüren. In der Stahlsparte fiel der operative Gewinn um ein Viertel. Insgesamt lag das Ebit bei 792,3 Mio. Euro, was einem Rückgang von sechs Prozent entspricht. Dank deutlich gesunkener Finanzierungskosten und der Rückzahlung einer 2009 begebenen Unternehmensanleihe wurde der Nettogewinn bei 522,9 Mio. Euro stabil gehalten. Die Dividende wird daher von 90 auf 95 Cent je Aktie erhöht.

Für 2014/15 geht Eder im Jahresverlauf von einer verstärkten Dynamik des Wirtschaftswachstums aus. Das Betriebsergebnis soll leicht über dem Niveau des Vorjahres liegen. Den Aktionären war der vorsichtige Ausblick zu wenig: Die Aktie fiel um 2,8 Prozent. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2014)

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