Deutsche Telekom vor US-Ausstieg

(c) REUTERS (RICK WILKING)
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Mit dem Verkauf von T-Mobile US an die Softbank-Tochter Sprint erreicht die Konsolidierung des US-Telekom-Marktes eine neue Dimension.

New York/Frankfurt. Ob es ein Verlustgeschäft oder doch ein lukrativer Deal ist, wird sich erst zeigen. Eines ist aber sicher: Nach jahrelangen Bemühungen, die US-Mobilfunktochter T-Mobile US loszuwerden, hat es die Deutsche Telekom so gut wie geschafft. Laut Branchenkreisen hat sich die Telekom mit dem zum japanischen Softbank-Konzern gehörenden Rivalen Sprint auf einen Wert von 32 Mrd. Dollar (23,5 Mrd. Euro) für T-Mobile US geeinigt. Die Transaktion soll im Juli über die Bühne gehen.

Wie ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagte, hat Sprint zugestimmt, rund 40 Dollar je Aktie zu zahlen. Der Preis läge damit 17 Prozent über dem Schlusskurs der T-Mobile-Aktie vom Mittwoch. Wie viel Geld Sprint schließlich auf den Tisch legen wird, hänge jedoch von vielen Details ab, die noch geklärt werden müssten, hieß es. Dazu gehörten Finanzierung und Buchführung.

Fuß in der Tür

Ganz wird sich die Deutsche Telekom wohl nicht zurückziehen: Sie dürfte mit 15 bis 20 Prozent an dem fusionierten Unternehmen den Fuß in den USA in der Tür halten.

Sprint strebe an, die Hälfte des Kaufpreises in bar und den Rest in eigenen Aktien zu bezahlen, hieß es. Die Telekom (DT) und Sprint wollten sich dazu nicht äußern. Der Bonner Konzern hält gut zwei Drittel an der US-Tochter – der Anteil wäre auf Basis des Angebots von 40 Dollar je Anteilsschein insgesamt 21 Mrd. Dollar schwer.

Eingeleitet wurde das Übersee-Engagement kurz nach der Jahrtausendwende vom damaligen DT-Boss Ron Sommer. Er nutzte die durch die Börseneuphorie prall gefüllten Kassen und machte für den T-Mobile-US-Vorgänger Voicestream 40 Mrd. Euro locker. Vor diesem Hintergrund ist der jetzige Verkaufspreis mager.

Allerdings war die US-Tochter lange das Sorgenkind der Deutschen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat der Mobilfunker per saldo zwar 2,4 Millionen Kunden gewonnen, aber einen Verlust von 151 Mio. Dollar verbucht. Im Vorjahresquartal hatte es noch einen Gewinn von 107 Mio. Dollar gegeben.

Deshalb wollte die Deutsche Telekom schon vor drei Jahren aussteigen und versuchte, die Tochter um 39 Mrd. Dollar an den Branchenprimus AT&T loszuschlagen. Der Verkauf scheiterte damals allerdings an den Wettbewerbsbehörden. Sie argumentierten, dass es mindestens vier landesweite Mobilfunkanbieter in den Vereinigten Staaten geben müsse. Die Kartellhüter sind auch jetzt der größte Unsicherheitsfaktor. Sprint ist mit 54,6 Millionen Kunden die Nummer drei (nach AT&T und Verizon), T-Mobile liegt an vierter Stelle und hat rund 49 Millionen Kunden. Die Behörden sehen das Zusammengehen der direkten Rivalen skeptisch. Sie fürchten, dass danach die Mobilfunkpreise steigen. Sprint hingegen argumentiert, dass nur durch die Kombination das Duopol von Verizon und AT&T gebrochen werden kann. Die beiden Mobilfunk-Platzhirsche verlangen aus Sicht von Sprint zu hohe Telefongebühren.

Sorge um Preisanstieg

Die Situation ist – wenn auch in kleineren Dimensionen – durchaus mit Österreich vergleichbar. Auch hierzulande standen die Wettbewerbsbehörden der Übernahme von Orange durch Hutchison („3“) kritisch gegenüber. Letztlich wurde der Deal aber genehmigt. Inzwischen steigen die Mobilfunkpreise in Österreich.

Die Aktionäre goutieren jedenfalls den in greifbare Nähe gerückten Ausstieg aus den USA: Die Aktie der Deutschen Telekom setzte sich am Donnerstag in einem vor dem EZB-Entscheid flauen Umfeld mit einem Plus von einem Prozent an die Spitze des DAX. (Reuters/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2014)

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