Die Taxifahrer auf verlorenem Posten

STREIK DER TAXIFAHRER
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Subtext. Warum der Protest gegen die Smartphone-App "Uber" gleich mehrfach nach hinten losgeht.

Fangen wir mit der Grundlagenarbeit an. „Uber" - das ist eine Smartphone-App, die Fahrgäste mit Limousinenservices verbindet. In Wien sind das in erster Linie die schwarzen Autos, die man auch von Flughafentransfers her kennt. „Uber" ist weltweit ein ziemlicher Erfolg, obwohl eine Fahrt mit „Uber" in der Regel sogar ein bisschen mehr kostet, als ein normales Taxi zu nehmen. Warum? "Uber" spricht eben jene urbane Zielgruppe an, die es gewohnt ist, jede noch so kleine Angelegenheit an eine App auszulagern. Bei „Uber" kann man auch seinen Fahrer bewerten, was durchaus eine willkommene Innovation ist und eine hohe Servicequalität sicherstellen könnte.

Es gibt aber eine Gruppe, die von „Uber" gar nicht begeistert ist: die Taxifahrer. Die werden ja schon seit Jahren durch alternative Angebote unter Druck gesetzt. Fahrräder, Privatautos, Car2Go, Öffis und so weiter machen den Taxlern das Leben schwer. Ihre Lösung: Sie streiken in diesen Tagen - und zwar koordiniert in vielen Städten weltweit. Das Ergebnis: „Uber" vermeldet bis zu achtmal mehr Neukunden als an gewöhnlichen Tagen. Der Taxlerprotest geht gleich doppelt nach hinten los, denn erstens sind die Kunden ja gezwungen, sich Alternativen zu suchen - und zweitens machen all die Berichte in den Medien (wie dieser hier) „Uber" ja bloß noch bekannter. Die Taxler, so scheint es, sind auf verlorenem Posten.
Und das hat einen Grund. Sie richten ihre Wut nämlich gegen den Falschen. Es mag zwar kontraintuitiv klingen, aber eigentlich sollten sie gegen die eigenen Privilegien protestieren - nicht gegen die Konkurrenz. Denn auch wenn gewisse Grundvoraussetzungen für den Job als Taxifahrer natürlich zu erfüllen sind, eine Branche zu stark zu regulieren kann sie in arge Bedrängnis bringen - wie wir sehen. Die Taxler sollten sich mit „Uber" zusammentun - wie das in London jetzt geschieht - statt die Stadt im Protest lahmzulegen. Wer auf Innovationen mit Blockade reagiert, hat langfristig keine Chance.

Und das ist gut so, sonst hätten wir ständig Proteste. Dann könnten die Friseure gegen Haarschneidemaschinen protestieren, die Journalisten gegen das Internet und die Schreibmaschinenherstellerinnung gegen Apple. Im Ernst: Dass die Taxifahrer sich durch „Uber" bedroht fühlen, ist verständlich. Aber Blockaden werden nur kurzfristige Erfolge bringen. Darwins Evolutionstheorie wird zwar schlampig mit „der Stärkere gewinnt" erklärt - das stimmt aber nicht. Nicht der Stärkere gewinnt, sondern der Anpassungsfähigste. In der Natur genauso wie im städtischen Verkehr.

nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2014)

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