Finanzmärkte: Dubai-Crash als böses Vorzeichen?

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Die Börse in Dubai ist zu Wochenbeginn um 15 Prozent abgestürzt. Schuld daran sind Probleme bei einem Baukonzern. Andere sehen darin ein Omen für einen globalen Crash.

Wien. Die Finanzmärkte haben sich längst von der Realwirtschaft abgekoppelt. Obwohl viele Länder noch immer mit einer hohen Verschuldung kämpfen, sind die wichtigsten Börsen weltweit auf neue Rekordstände gestiegen. Dies hängt mit den niedrigen Zinsen der Notenbanken zusammen. Dadurch wird Sparen zum Verlustgeschäft. Daher kaufen auch konservative Anleger verstärkt riskante Wertpapierprodukte. Wie lang das gut geht, ist fraglich. Auch die jetzige Finanzkrise wurde durch niedrige Zinsen ausgelöst. Nachdem in den USA im Jahr 2000 die Dotcom-Blase platzte, senkte die US-Notenbank die Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dies führte zur nächsten Preisblase, diesmal auf dem US-Immobilienmarkt. Als diese platzte, kam es zur jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Auch aktuell versuchen die Notenbanken, mit niedrigen Zinsen die Konjunktur zu stimulieren.

An den Börsen spielt Psychologie eine entscheide Rolle. Oft können auch kleine Ereignisse einen Crash verursachen. Dies wurde zu Wochenbeginn in Dubai deutlich. Innerhalb weniger Tage ist der dortige Leitindex um 15 Prozent abgestürzt. Seit dem Jahreshoch im Mai verlor das Börsenbarometer vorübergehend 20 Prozent. Anlass dafür waren zunächst Gerüchte über den Baukonzern Arabtec.
Das Unternehmen hat zehntausende Mitarbeiter und mischt bei einigen großen Bauprojekten in der Region mit. Zuletzt häuften sich Meldungen, dass bei Arabtec Kündigungen und Umstrukturierungen im Management bevorstehen. In der Vorwoche trat Firmenchef Hasan Ismaik zurück. Dies sorgte für einen Kurssturz, der auf die ganze Börse in Dubai übergriff. Auch viele Firmen, denen es wirtschaftlich gut geht, gerieten unter Druck.
Finanzexperten fragen sich, ob es sich in Dubai um eine längst überfällige Korrektur handelt oder ob der Golf-Staat ein böses Vorzeichen für einen weltweiten Finanzcrash ist.

Hysterie im Internet

Tatsächlich gibt es in Internetforen und sozialen Medien seit Monaten eine regelrechte Crash-Hysterie. Dies hängt mit dem sogenannten Chart of Doom (Grafik des Untergangs) zusammen. Darin wird der jetzige Kursverlauf des Dow Jones mit dem Index aus den Jahren 1928 bis 1929 verglichen. Die Parallelen sind verblüffend.

Wiederholt sich die Geschichte, hätte am 9. Mai 2014 ein dramatischer Aktiencrash wie im Jahr 1929 folgen sollen. Der amerikanische Börsenguru Marc Faber warnte zuvor: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir in den nächsten Monaten einen Crash in der Form von 1987 sehen werden. Und ich glaube, es wird sogar noch schlimmer.“ Doch bislang ist eine Panik ausgeblieben. In Dubai hat sich mittlerweile die Lage erholt. Einige Analysten meinen, dass es dort nun gute Einstiegschancen gebe.

Rechtzeitig aussteigen

Doch wie geht es mit den Finanzmärkten weiter? „Crash-Propheten bitte warten“, meint Alfred Reisenberger von der Valartis Bank Austria. Irgendwann werde der Crash kommen, „aber es wird noch lang dauern.“ Für den Aktienmarkt dürfte es erst dann problematisch werden, wenn die Zinsen zu steigen beginnen. Doch davon sei man noch entfernt. Vertreter der Europäischen Zentralbank haben zuletzt angekündigt, die Zinsen bis 2016 niedrig zu halten.

Irgendwann werde die Blase platzen, sagte auch Jörg Rohmann, Chefanalyst von Alpari Deutschland, jüngst beim Expertenform Q-Check in Wien. Seinen Angaben zufolge können Anleger noch auf den fahrenden Zug aufspringen, man müsse aber rechtzeitig wieder aussteigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2014)

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