Konjunkturklima trübt sich ein

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Auftragseinbruch in der deutschen Industrie, Italien wieder in der Rezession. Griechenland kommt aus seiner Deflationsspirale nicht heraus.

Berlin/Rom. Die konjunkturelle Wetterlage verschlechtert sich in Europa rapid. Darauf deuten jüngste Hiobsbotschaften hin, die in immer dichterer Form herniederprasseln. Eine Auswahl von gestern, Mittwoch: Die deutsche Industrie meldet den größten Auftragseinbruch seit 2011, Italien schlittert erneut in die Rezession, und Griechenland kommt aus seiner Deflationsspirale nicht heraus. Gleichzeitig trübt sich das Wirtschaftsklima in der Eurozone zum ersten Mal seit 2012 wieder ein.

Der Reihe nach: Das Statistische Amt in Wiesbaden meldete am Mittwoch, dass die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juni um 3,2Prozent unter denen im Mai lagen. Das ist der größte Auftragsrückgang seit September 2011. Der Einbruch kommt überraschend: Volkswirte hatten im Vorfeld mit einer leichten Belebung der Auftragseingänge gerechnet, nachdem diese im Mai schon um 1,6Prozent geschrumpft waren.

Das eigentlich Bedenkliche daran: Die Eskalation in der Ukraine samt den nun verhängten Sanktionen gegen Russland – die die deutsche Industrie besonders treffen werden – ist hier noch gar nicht enthalten. Besonders schlecht entwickelten sich im Juni die Bestellungen aus dem Euroraum, die um 10,4Prozent zurückgegangen sind. Das deute darauf hin, dass sich die Industrie auch in den kommenden Monaten „eher moderat“ entwickeln werde, hieß es.

Die Regierung in Berlin setzt vorerst freilich noch auf Durchhalteparolen: Trotz des überraschenden Auftragsrückgangs im Juni sei die Konjunktur weiter „stabil“, verlautet es aus dem Wirtschaftsministerium.

Das kann man von der italienischen Wirtschaftslage eher nicht sagen: Rom meldete gestern für das zweite Quartal einen BIP-Rückgang um 0,2Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 0,3Prozent im Jahresabstand. Das bedeutet Rezession, denn schon im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung leicht gesunken. Sie liegt jetzt auf dem Niveau des Jahres 2000.

In Griechenland sind die Verbraucherpreise im Juli um 0,7Prozent gefallen. Damit sinken die Preise schon seit 17 Monaten in ununterbrochener Reihenfolge, das Land findet aus seiner Deflationsspirale nicht heraus.

Unterdessen hat sich auch das über Umfragen bei Unternehmen erhobene Wirtschaftsklima im Euroraum deutlich eingetrübt. Der Ifo-Wirtschaftsklimaindex ging im Quartalsvergleich erstmals seit 2012 zurück. Und zwar von 123 auf 118,9 Punkte. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2014)

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