Rocket: Marktdebüt wurde zum Flop

Samwer, CEO of Rocket Internet, a German venture capital group stands past a monitor showing a share price during the initial public offering at the Frankfurt stock exchange
Samwer, CEO of Rocket Internet, a German venture capital group stands past a monitor showing a share price during the initial public offering at the Frankfurt stock exchange(c) REUTERS
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Nach Zalando legte auch Rocket Internet an der Börse einen schwachen Start hin. Aus dem Kursfeuerwerk wurde nichts, Investoren warfen die Papiere massenhaft auf den Markt.

Frankfurt. Der größte deutsche Börsengang seit sieben Jahren wurde ein veritabler Flop. Bei dem mit Spannung erwarteten Marktdebüt von Rocket Internet brachen die Aktien am Donnerstag in der Spitze um 14 Prozent ein und gingen mit 37 Euro nur knapp über dem Tief aus dem Xetra-Handel. Die Start-up-Schmiede der Samwer-Brüder folgte damit dem Beispiel des Online-Modeversands Zalando, an dem die Samwers ebenfalls beteiligt sind. Zalando hatte am Mittwoch sein durchwachsenes Börsendebüt, am Donnerstag brachen die Aktien um fast zwölf Prozent ein.

Im Vorfeld waren die beiden Börsengänge als Meilensteine für die deutsche IT-Wirtschaft gepriesen worden – jetzt hört man andere Töne: Der Markt für Börsengänge sei vorerst einmal zerstört. Das ist Pech für Unternehmen, die in den Startlöchern stehen, wie TLG Immobilien, die Kabelnetzfirma Tele Columbus oder Online-Marktplatzbetreiber Scout24. Investoren, die einen Einstieg bei diesen Firmen geplant hätten, würden sich die Fundamentaldaten nun wohl nochmal genauer ansehen, sagte ein Investmentbanker.

Nach dem Listing des chinesischen Onlinehändlers Alibaba an der Wall Street im September waren die Erwartungen für Zalando und Rocket groß. Wegen einer „außergewöhnlich hohen Investorennachfrage“ verkürzte Rocket die Zeichnungsfrist für seine Aktien und verlegte den Börsengang um eine Woche nach vorn. Zeichner der Aktien, die beim Börsendebüt ein Kursfeuerwerk erwartet hatten, dürften aber am Donnerstag schnell ausgestiegen sein, als sich diese Hoffnungen nicht erfüllten.

Bewertung kaum möglich

Zudem nahmen die Sorgen der Investoren zu, weil beim Geschäftsmodell von Rocket eine klassische Unternehmensbewertung kaum möglich sei: Das Unternehmen ist weltweit an Dutzenden Start-ups beteiligt, von denen viele noch rote Zahlen schreiben. Für viele dieser Firmen, die auch in Ländern wie Indien, Brasilien oder Russland sitzen, hat Rocket als Holding noch keine Bilanzen vorliegen. Deshalb ist die Aktie auch zunächst nur im schwach regulierten Entry Standard notiert. Dazu kommt, dass der Internetkonzern zwar – als bislang einziger aus Deutschland – Weltruf hat, wegen seiner aggressiven Geschäftspolitik aber nicht unbedingt den besten. Auch der allgemeine Abwärtstrend an der Börse seit Wochenbeginn und das missglückte Zalando-Debüt sorgten dafür, dass Investoren am Donnerstagmorgen massenhaft Rocket-Papiere auf den Markt warfen. Selbst Stützungskäufe der Banken, die den Börsengang begleiteten, konnten die Talfahrt kaum verhindern.

Das Unternehmen verdient am Börsenstart trotz allem nicht schlecht, es wird rund 1,6 Mrd. Euro einnehmen. Die Neuemission ist die größte in Deutschland seit dem Debüt des Motorenbauers Tognum 2007 und die größte einer Internetfirma in Europa seit dem Listing von World Online in den Niederlanden im Jahr 2000. Rocket hatte seine Aktien zu je 42,50 Euro und damit am obersten Ende der Preisspanne zugeteilt. Nach eigenen Angaben hätte das Unternehmen auch mehr als das Zehnfache der 37,9 Millionen angebotenen Papiere losschlagen können.

„Spekulatives Investment“

„Wenn man in Rocket investieren will, muss man davon überzeugt sein, dass die Samwers über ihre Plattform eine Idee schneller auf dem Markt durchsetzen können als alle anderen“, sagte Michael Muders, Fondsmanager bei Union Investment. Es sei ein spekulatives Investment, meint auch Klaus Nieding, der Vize-Präsident der deutschen Aktionärsvereinigung DSW. Dass Rocket an der Börse etwa so viel wert ist wie die Lufthansa, hält er für absurd. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2014)

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