Die Geldschwemme hält an

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ABS-Käufe um eine Billion Euro sind noch nicht das Ende der EZB-Fahnenstange.

Die konjunkturelle Situation in Europa spitzt sich relativ dramatisch zu, Deflation ist zu einer realen Gefahr geworden. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss also handeln. Sie tut es auch, indem sie wie angekündigt Kreditverbriefungen (ABS) und später wahrscheinlich auch Staatsanleihen ankaufen und solcherart für Liquidität im Finanzsystem sorgen wird. Gut 1000 Mrd. Dollar sollen in das ABS-Ankaufsprogramm gesteckt werden.

Was heißt das für Anleger? Grundsätzlich kann die liquiditätsgetriebene Rallye auf den Aktienmärkten weitergehen, die zuletzt unter Druck gekommenen Kurse könnten dadurch also wieder Unterstützung bekommen. Außerdem sollte der Euro zum Dollar weiter fallen, was amerikanische Finanzprodukte wegen der zusätzlichen Währungskursgewinne attraktiver machen sollte. Leider läuft es aber nicht so eindimensional. Vor allem aber, die Anleger trauen der EZB offenbar nicht zu, wirklich entschlossen zu handeln.

Man hat das bei der EZB-Sitzung am Donnerstag dieser Woche sehr schön gesehen: EZB-Chef Mario Draghi hatte die erwarteten Maßnahmen zwar angekündigt, aber nicht so konkret, wie es die Anleger erwartet hatten. Fazit: Die europäischen Börsen gingen sofort auf Tauchstation, der Euro zog gegenüber dem Dollar an, wenn auch nur kurz. Die Wirkungen der Draghi-Aussagen waren also ein bisschen anders als geplant.

Das ändert aber nichts daran, dass die EZB angesichts der düsteren Konjunkturaussichten die Schleusen wird öffnen müssen. Wer in seine Überlegungen also weiter passable Aktienmärkte und einen schwachen Euro bis hin zur Dollarparität einkalkuliert, wird wohl nicht weit daneben liegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2014)

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