Rousseff-Sieg drückt Börse

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BRASIL ECONOMY(c) EPA (Sebastiao Moreira)
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Die Aussicht auf einen Politikwechsel hat der brasilianischen Börse Auftrieb verliehen. Nun bleibt alles beim Alten.

São Paulo. Nach dem Sieg der Amtsinhaberin Dilma Rousseff bei der Präsidentenwahl in Brasilien haben Anleger Aktien aus diesem Land in hohem Bogen aus ihren Depots geworfen. Der Leitindex der Börse São Paulo fiel um bis zu 6,2 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 48.722,29 Punkten.

Zuvor – zwischen März und August – hatte die Aussicht auf einen Machtwechsel in Brasilien den Index steil emporschnellen lassen. Mit steigenden Umfragewerten für die Amtsinhaberin rutschte er sukzessive wieder ab.

Die brasilianische Währung geriet ebenfalls ins Rutschen. Der Dollar stieg um bis zu 3,5 Prozent auf ein Sechs-Jahres-Hoch von 2,559 Real. Zwischen März und August war die US-Währung stets um 2,29 Real gependelt.

Favorit der Firmen gescheitert

Rousseff hat sich bei der Stichwahl knapp gegen ihren Herausforderer Aécio Neves durchgesetzt. Dieser galt als Favorit der Wirtschaft. „Aus Marktsicht ist der Rousseff-Erfolg eine klar negative Nachricht“, betonte Analystin Stanislawa Prawdowa von der Danske Bank. „In ihrer letzten Amtszeit hat sie in puncto Reformen nichts getan, und es ist kaum zu erwarten, dass sie nun unternehmensfreundlich wird.“ Brasilien leidet unter einer Konjunkturflaute und ist im ersten Halbjahr sogar in die Rezession gerutscht.

Besonders hart traf die Verkaufswelle den staatlichen Ölkonzern Petrobras. Dessen Aktien brachen zeitweise um 15 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Mit 13,76Real je Aktie war Petrobras so billig wie zuletzt im März.

Die Papiere der beiden ebenfalls staatlichen Stromversorger Electrobras und Cemig verloren jeweils mehr als zehn Prozent. Knapp ein Drittel des Kursverlusts des brasilianischen Leitindex Bovespa ging auf das Konto dieser drei Unternehmen.

In Europa und Asien waren zuvor bereits die Kurse der börsenotierten Fonds (ETFs) auf brasilianische Aktien in den Keller gegangen. Der in London gelistete MSCI Brazil fiel um knapp 13 Prozent und lag auf dem niedrigsten Stand seit dem Frühjahr 2009. In Tokio war der Ibovespa um sieben Prozent abgerutscht.

Zur Eröffnung der Wall Street verloren die in den USA gelisteten Titel von Petrobras, Electrobras und Cimeg zwischen neun und 16Prozent. (Bloomberg/red)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2014)

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