Vor einem Jahr verzockte Jerome Kerviel bei der französischen Großbank Société Générale 4,9 Mrd. Euro. Niemand habe ihn aufgehalten, wirft er nun seinen Ex-Kollegen vor.
Der französische Aktienhändler Jerome Kerviel verzockte Milliarden Euro. Nun hat er erneut schwere Vorwürfe gegen die Großbank Societe Generale erhoben. "Glauben Sie wirklich, ein 15-Milliarden-Euro-Geschäft ließe sich unbemerkt abwickeln, ohne dass die Bank Fragen stellt?", sagte Kerviel am Freitag im Radiosender RTL.
"Jede Geste war in Echtzeit zu sehen"
Seine Kollegen hätten mitbekommen, was er gemacht habe. "Alle meine Geschäfte wurden gesehen, überwacht und geprüft. Ich habe mich nicht versteckt." Seine Kollegen hätten ihn aber nicht aufgehalten und damit selbst gegen Vorschriften verstoßen, sagte der 32-Jährige. "Mir wäre es recht gewesen, wenn jemand gesagt hätte, 'Hör auf mit dem Unsinn'."
"Alles, was wir getan haben, jede Geste war in Echtzeit zu sehen", sagte Kerviel. "Wir arbeiten einer neben dem anderen, und wir können genau hören, was jeder einzelne am Telefon sagt." Er wisse, dass er Fehler begangen habe, sagte der ehemalige Händler, gegen den die Justiz wegen Vertrauensmissbrauchs und Fälschung vorgeht. "Ich habe mich von einer selbstverstärkenden Spirale mitreißen lassen, auf die meine Vorgesetzten Öl gegossen haben, damit es läuft." Ab einem gewissen Zeitpunkt hätten die Summen keine Bedeutung mehr für ihn gehabt.
4,9 Mrd. Euro Schaden für die Bank
Kerviel muss sich voraussichtlich ab nächstem Jahr vor Gericht verantworten. Die Societe Generale hatte vor gut einem Jahr bekanntgegeben, dass der Händler ihr durch ungenehmigte Geschäfte einen Schaden von 4,9 Milliarden Euro zugefügt habe. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.